"In meinem Buch über das Klima mache ich folgende zentrale Aussage: Wenn wir unsere Aufmerksamkeit unbedingt auf eine einzige Substanz richten wollen, dann sollte es nicht Kohlendioxid sein, sondern Wasser. Wasser ist, jenseits der Treibhauseffekte, unerlässlich, um die für alles Leben auf der Erde notwendigen Voraussetzungen aufrechtzuerhalten.
Eine Funktion des Wassers ist der Wärmetransport, der einen Teil der Physiologie unseres lebendigen Planeten ausmacht. Schau dir bitte dieses brandneue Video an, in dem erklärt wird, wie Pflanzen durch die Bewegung von Wasser regionale und globale Temperaturen beeinflussen können (Video auf Englisch).
Dieses Video und ergänzende Beiträge über die biotische Pumpe und Hydrologie sind dank der bei vielen Umweltschützern aufkommenden Erkenntnis entstanden, dass es ein wissenschaftlicher, strategischer, rhetorischer und politischer Fehler war, die Umweltkrise auf das Klima zu reduzieren und die Klimakrise auf das CO2-Problem. Die Erde lässt sich am besten verstehen, wenn man sie als Lebewesen mit einer komplexen Physiologie betrachtet, dessen Gesundheit vom Zustand seiner einzelnen Organe abhängt. Die Organe der Erde sind die Wälder, die Feuchtgebiete, die Graslandschaften, die Mündungsgebiete, die Riffe, die Spitzenprädatoren, die Schlüsselspezies, die Böden, die Insekten und überhaupt jedes intakte Ökosystem und jede Spezies auf der Erde. Wenn wir mit dem Abbauen, dem Trockenlegen, dem Roden, dem Vergiften, dem Zubetonieren und dem Ausrotten nicht aufhören, stirbt die Erde einen Tod durch tausend Schnitte. Sie stirbt an Organversagen – ganz unabhängig von den Treibhausgasen.
Aus diesem Grund werden wir, wenn ich eine kühne Prognose wagen darf, in den nächsten Jahren immer dramatischere Veränderungen der Wettermuster beobachten können. Tatsächlich hat es bereits begonnen. Überschwemmungen, Dürren, Brände, ungewöhnliche Hitze-, Kälte-, Regen- und Trockenperioden zur falschen Jahreszeit werden – auch ohne eine signifikante Erderwärmung – zunehmen. Das geschieht bereits jetzt. Du hast es bestimmt auch schon bemerkt. Das Wetter spielt seit ein paar Jahren verrückt – in einigen Regionen mit katastrophalen Folgen. Dennoch liegt die Erdtemperatur (laut Satellitenmessungen der untersten Troposphäre, den zuverlässigsten Messungen, die es gibt) heute ungefähr im gleichen Bereich wie 2016. Seit Beginn der Messungen gibt es definitiv einen allgemeinen Erwärmungstrend (um etwa 0,13 °C pro Dekade), doch der hat sich nicht beschleunigt.
Und darin liegt der strategische Fehler. Wir haben die globale Erderwärmung als Zugpferd vor den Wagen des Umweltschutzes gespannt. Was passiert, wenn das Pferd nicht weiterrennt? Es wird keineswegs bedeuten, dass dann unsere Umweltprobleme gelöst sind. Wenn die Temperaturen aufhören zu steigen, bedeutet dies keinesfalls, dass die Krise überwunden ist, denn die Hauptursache der Krise ist nicht die Erderwärmung, sondern der Ökozid: die Zerstörung von Ökosystemen, die Vernichtung des Lebens.Im Video und den ergänzenden Beiträgen werden einige der Abläufe, die dazu führen, genau erklärt. Die Zerstörung des Boden- und Pflanzenlebens und aller anderen an den ökologischen Prozessen teilnehmenden Akteure, die sie nähren und auf die sie angewiesen sind, führt unweigerlich zu einem Teufelskreis von Dürren und Überschwemmungen, der dann der Erderwärmung zugeschrieben wird. Die komplexen homöostatischen Rückkoppelungsschleifen, die das Gleichgewicht aufrechterhalten, treten auf den Plan. Die Zerstörung des Amazonas kann zu Dürren in Colorado führen. Wenn in Borneo und Sumatra Regenwälder zerstört werden, kann das Dürreperioden in China verursachen. Der Verlust des kongolesischen Regenwaldes verursacht Überschwemmungen in Nigeria. Alles ist mit allem verbunden."
Hier gehts zum ganzen Artikel von Charles Eisenstein.