Aus Sicht der meisten Menschen sind es die Honigbienen, welche uns als Nutztiere dienen und zur Bestäubung von Gemüse und Obstkulturen unverzichtbar sind. Bienenschütz wird daher allgemein als Schutz der Honigbienen verstanden. Aus ökologischer Sicht wiegt der zunehmende Verlust von Wildbienen schwerer als das allzu oft nur auf die Honigbiene bezogene sog. „Bienensterben“, das zweifelsohne die Imkerschaft vor große Herausforderungen stellt.
Die heute beispiellose Ausräumung der Landschaft und Zerstörung von Ressourcen und Nistplätzen betrifft vor allem die Wildbienen. Daraus abzuleiten, allein die Wildbienen bedürfen, im Gegensatz zu den Honigbienen, die in der Obhut der Imker stehen, besonderen Schutz, greift jedoch zu kurz. Honigbienen werden in Abhängigkeit vom Imker und medikamentösen Dauerbehandlungen gehalten. Sie sind einem ständigen Cocktail von Pestiziden ausgesetzt, der sie zusehends schwächt und anfälliger für Parasiten und Krankheiten macht. Darüber hinaus erkranken die Honigbienen durch das einseitige Pollenangebot der Monokulturen.
Die zum Teil heftig geführte Debatte um die „schützenswertere Biene“ geht daher an den eigentlichen Problemen vorbei und vergeudet kostbare Zeit, die besser genutzt werden könnte.
Um unsere Bienenvielfalt zu bewahren, ist das Gebot der Stunde, eine artenreiche Flora zu gestalten und zu erhalten und naturnahe Räume unter Schutz zu stellen. Jeder einzelne kann mit kleinen und großen Maßnahmen dazu beitragen: hochwertiges Bienenweide Saatgut für Gärten und Balkone kann jedes Frühjahr über den Bienenschutzgarten bezogen werden; viele haben auch den Platz, Nisthilfen für Wildbienen bereitzustellen.
Das anhaltende Sterben der Honig- und Wildbienen ist Teil des bedrückend rasanten weltweiten Artenverlusts verursacht durch uns Menschen. Wir dürfen diesen nicht nur beklagen, sondern sind dringlichst aufgerufen, unsere Verhaltensweisen gegenüber der Natur radikal zu überdenken bzw. ganz aufzugeben und ein umfassenderes Bewusstsein für die Thematik zu entwickeln. Es liegt einzig und allein in unserer Hand.
Vor allem durch unser Konsumverhalten können wir nachhaltig Einfluss nehmen. Der Kauf von überwiegend regionalen, saisonalen und (natürlich) biologischen Lebensmittein sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die Menge an Tieren und Futtermittel, welche in der Massenproduktion von Konsumgütern benötigen werden, fordert denaturierte und Tierleid verursachende Aufzuchtmethoden, enorme Mengen an chemischen Düngemitteln, Pestiziden, Wachstumshormonen und Medikamenten. Alle diese Substanzen gehen in den Nahrungskreislauf ein und werden auch von uns Menschen (mit) verzehrt.
Wenn wir unseren Fleischkonsum drastisch reduzieren, bewirken wir eine maßgebliche Verbesserung für den Fortbestand der Blüten bestäubenen Insekten. Denn Viehfutter ist gleichzusetzen mit wertloser Grünfläche für Bienen, weil Futterwiesen 4-5 mal jährlich gemäht werden. In den WachstumsPerioden dazwischen schafft es kaum eine Blume, ihre Blüten zu entwickeln und zu entfalten. Nur in extensiv genutzten Wiesen und Ackerflächen finden Wildbienen ausreichend Nistmöglichkeiten und Futterquellen und Honigbienen die notwenige Vielfalt an Pollen.
Auch in der Honigbienenhaltung braucht es ein radikales Umdenken. Die Wildbiene Apis mellifera wurde vom Imker auf ein Honig produzierendes Nutztier getrimmt. Sie hat für ein eigenständiges Überleben durch Anpassung an veränderte Umweltbedingungen (neu eingeschleppte Parasiten, Klimaveränderung etc) keine Chance. Solange wir sie dem Zwang zur maximalen Honigproduktion unterwerfen, wird ihre Überlebenskrise andauern.
Wir Menschen haben das natürliche Gleichgewicht in vielen Bereichen zerstört, doch es steht uns frei, wieder mit der Natur zu arbeiten und nicht weiter gegen sie.
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Der Artikel ist abgedruckt in der Broschüre „Bienenschutzgarten 2019“.
weitere Infos unter: www.bienenschutzgarten.at
Auch GEA unterstützt den Verein „Bienenschutzgarten“.
Die Bienenweide-Samensäckchen sind (April bis Mai) auch in GEA-Filialen erhältlich.
Die GEA-Akademie bietet Imkerei-Kurse von Anton Erlacher (Bienenschutzgarten) an.
Foto: Gehörnte Mauerbiene, Wildbienenart. Pärchen bei Kopulation
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