Univ. -Prof. Dr. Dr. Christian Schubert weiß um den gesundheitlichen Wert guter Beziehungen.
Die Schwächung der Beziehungen schwächt auch unser Immunsystem.
Seit knapp 20 Jahren bin ich begeisterter Forscher und analysiere gemeinsam mit Kollegen die Wechselwirkungen zwischen Psyche, Gehirn (Nervenzellen und Neurotransmitter) und Immunsystem (Immunzellen und Zytokine). Kurz: Der Psychoneuroimmunologie.
Was stärkt uns? Was macht uns krank? Was tut uns gut und was gilt es zu vermeiden? Fragen, denen wir im Team durch eine gezielte Forschung auf den Grund gehen. Und deren Antworten jedem unserer Patienten helfen.
“ … Gefährlich wird Angst dann, wenn sie länger andauert und zur chronischen Belastung wird. Dann beginnt genau der Teil des Immunsystems seine Aktivität herunterzufahren, der uns vor einer Ansteckung schützt. … Die Chronifizierung von Angst und Stress angesichts der Covid-19-Krise bereiten mir Sorgen. … Die schrecklichen Bilder, die uns die Medien tagtäglich gezeigt haben, und nicht zuletzt die staatlichen Repressalien. Das alles gehört auch zum Coronavirus, es ist somit nicht mehr nur biologisch, sondern auch psychisch und sozial. … Ich fürchte, dass diese symbolhafte Seite des Virus den Menschen noch viel mehr einschüchtert als die rein biologische Seite und, damit unmittelbar verbunden, immunsuppressiv wirkt und die Infektionsgefahr erhöht. … Leider hat man auch hier vor allem die biologische Seite des Menschen im Blick, seine psychische und soziale Seite wird fast völlig vernachlässigt. Der Mensch ist keine seelenlose Maschine, die man nach Belieben an- und abstellen kann. … Ein gefährliches Gemisch aus Angst, Depression, Ohnmacht und Aggression. Und ich möchte betonen: Das schwächt genau jene Mechanismen des Immunsystems, die uns vor Atemwegsinfektionen, wie etwa das Coronavirus, schützen! Darüber hinaus haben psychisch Traumatisierte ein hohes Risiko, Jahre später Entzündungserkrankungen zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems zu entwickeln und daran zu versterben. … In der Biomedizin wird nach wie vor an einer Trennung von Körper und Seele und an der fixen Idee festgehalten, dass durch die Erforschung kleinster Körperteile menschliches Leben verstanden werden kann, ähnlich wie bei einer Maschine, die repariert werden muss. Dualismus, Reduktionismus, Mechanizismus und wie sie alle heißen sind erkenntnistheoretische Irrtümer der Reparaturmedizin. Sie mögen in der Intensivmedizin oder in der Chirurgie beste Dienste erweisen, wenn es aber um den ganzen Menschen in seiner biopsychosozialen Lebenswelt geht, greifen sie zu kurz. … Aus der Sicht der Maschinenmedizin mögen die Maßnahmen passend sein. Bio- psychosozial gesehen halte ich sie für fehlerhaft, weil sie am Menschen vorbeigedacht sind und enorme Gefahren für die Gesundheit jedes Einzelnen und für die Gesellschaft besitzen. Tirol hat sich hier leider ganz schlecht dargestellt. Was auch immer die Landesregierung zu den massiven Einschränkungen verleitete: Nicht nur, dass man die Bevölkerung mit überharten Regelungen drangsaliert, nein, man zwingt sie auch noch, als bewegungsliebendes Bergvolk in ihren Wohnungen zu bleiben – unter Androhung hoher Strafen. Ich bin überzeugt davon, würde man sich Mühe geben, die medizinische Komplexität der Krise zu verstehen, dann könnten nachhaltigere und verträglichere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus entwickelt werden. Dafür ist es nie zu spät. Die Herausforderung, aus der Krise eine Chance für eine bessere Welt zu machen, ist groß, sie zu meistern etwas, für das Generationen von Menschen dankbar sein werden.
Weiterführende Links:
https://www.tt.com/artikel/16848408/experte-ueber-psyche-und-immunsystem-wir-sind-keine-seelenlosen-maschinen
https://www.youtube.com/watch?v=nC2rKtTjrcM
http://www.christian-schubert.at