Evidenzbasierte Medizin?
Evidenzbasierte Medizin?
Prof. Dr. Maximilian Moser | 12.04.2023 | 5 Minuten

Wir danken Prof. Dr. Maximilian Moser für diesen Artikel. Wir werden Woche für Woche weitere Beiträge für Gesundheit und die Gesundung von Mensch und Natur bringen.

Evidenzbasierte Medizin, wohin gehst Du?

Als der COVID-19 Sturm im ersten Viertel dieses Jahres 2020 nach Europa und später in die USA schwappte, begann die Forschung sich intensiv mit der sehr großen Bandbreite der Schwere dieser Erkrankung zu befassen. Bald tauchte die Vermutung auf, dass nicht nur das Alter und der Gesundheitszustand der PatientInnen eine Rolle bei der Sterblichkeit spielen könnte, sondern auch bestimmte Medikamente. Insbesondere die (hochpreisigen) Blutdrucksenker aus der Familie der ACE-Hemmer und ARBs kamen ins Visier kritischer Forscher [1], da sie im Tierversuch eine Erhöhung der Andockstellen der SARS-CoV-2 Viren erzeugten und damit möglicherweise die Eintrittspforten ins Lungengewebe vervielfachten, so die Hypothese in Lancet Respiratory Medicine [2].

Kaum stand diese Theorie im Raum, wurde von anderen Autoren eine Studie publiziert, die anhand einer Fallzahl von 96.000 weltweit behandelten PatientInnen belegte, dass die Blutdrucksenker ACE-Hemmer und ARBs sogar ausgesprochen positive Auswirkung auf den Covid-19 Krankheitsverlauf, keines falls aber negative, hätten [3].

Diese erschien im hoch renommierten New England Journal of Medicine  2020, Verfasser waren ebenso renommierte Harvard Professoren sowie ein anderer bekannter Wissenschaftler, der die Datenbank mit den vielen PatientInnen zusammengetragen hatte. Normalerweise muss am Ende einer solchen Publikation, als Folge von vergangenen Wissenschaftsskandalen, ein „disclosure“ stehen, eine Liste, von welchen Firmen die Autoren jeweils Gelder erhalten hatten. Im Falle dieser Arbeit kann die Liste nur über einen eigenen Link abgerufen werden.

Für den Hauptautor der Studie las sich diese Liste so:

Dr. M. reports personal fees from Abbott, personal fees from Medtronic, personal fees from Janssen, personal fees from Mesoblast , personal fees from Baim Institute for Clinical Research, personal fees from Portola, personal fees from Bayer, personal fees from Triple Gene, personal fees from Leviticus, personal fees from NupulseCV, personal fees from FineHeart, other from Riovant, outside the submitted work.

Ein „who is who“ der pharmazeutischen Firmen also, die diesen Autor gesponsort hatten.

Als Folge der Studie empfahl die WHO und zahlreiche kardiologische Gesellschaften, die wertvollen Blutdrucksenker vom ARB oder ACE-Hemmer Typus keinesfalls abzusetzen, auch wenn die PatientInnen an Covid-19 erkranken sollten.

Die Studie hatte allerdings einen kleinen Haken: wie sich anhand der Recherche anderer Wissenschaftler herausstellte, waren die 96.000 Daten, auf denen die Studie beruhte, offensichtlich gefälscht! Das New England Journal of Medicine musste die Arbeit schnell zurückziehen [4], allerdings wurde die Harmlosigkeit der ACE Hemmer und ARBs umgehend von anderen Studien ebenso renommierter Professoren, wenn auch mit nicht so großen Fallzahlen, bestätigt, wenn auch nicht von allen [1].

Forscher in Frankreich wiesen auf gute Therapieerfahrungen mit einem alten und recht preiswerten Malariamittel, Hydrochloroquin, hin, das allerdings unangenehme Nebenwirkungen haben kann, aber auf eine interessante Spur eines anderen Malariamittels führte. Leider hat die Politik Präsident Trump, und dem ebenso fragwürdigen Bolsonaro, das Feld überlassen, dieses Medikament in den USA und Brasilien zu einem zweifelhaften Ruhm zu verhelfen, was nicht dienlich war für eine ehrliche Diskussion. Doch auch hier sprang die schon genannte Forschergruppe in die Bresche und zeigte, anhand der schon bekannten 96.000 Datensätze, dass das, wohl viel zu billige, Hydrochloroquin ganz offensichtlich schädlich für Covid 19 PatientInnen war [5]. Wieder in einer der besten Medizinzeitschriften, dem Lancet, publiziert, und wieder wegen offensichtlich gefälschter Daten zurückgezogen [6].

Ein Loblied auf die gute Wirksamkeit des extrem teuren Remdesivir, wieder bei einer hochkarätigen Zeitschrift eingereicht, hatte Mehra bereits vorbereitet, diese wollte aber, nach der Rücknahme der beiden anderen Arbeiten, keine Zeitschrift mehr annehmen.

Maximilian Moser: Kerngesund. Servus Verlag 2020

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Bevor ich im 4. Teil auf Artemisia annua sowie andere Massnahmen eingehe, die in der Lage sein können, eine ansteckende Viruserkrankung in die Schranken zu weisen, möchte ich Ihnen einen Film ans Herz legen, für den man wirklich dankbar sein kann, weil er die Augen öffnet: Er ist vom staatlichen französischen Sender France 24 produziert worden, bevor Covid 19 ausgebrochen ist. Keine kruden Verschwörungstheoretiker also, sondern ein öffentlich-rechtlicher Rundfunksender. Nur halt mutig genug, offen zu berichten, wie die laut WHO derzeit beste Heilpflanze gegen Malaria auf rätselhafte Weise aus dem Verkehr gezogen wird:

  • in der EU durch eine merkwürdig ausgelegte „Novel Food“ Verordnung,
  • in Kamerun durch Polizeitruppen, die Artemisia Felder abbrennen,
  • in Benin und Mali durch ein relativ neues gesetzliches Verbot.

Artemisia annua, die einjährige Beifusspflanze, hat schon Millionen Menschen mit Malaria das Leben gerettet. Sie hat 2015 den Nobelpreis gewonnen, über 4000 Patente wurden weltweit für ihre Inhaltsstoffe vergeben [7] und sie scheint gegen eine Reihe von anderen Erkrankungen wirksam zu sein. Leider gibt es meines Wissens nur eine französische und eine englische Fassung des Films. Wenn Sie eine der beiden Sprachen beherrschen, sehen Sie sich diesen Film an. Ich hoffe, der ORF bringt demnächst eine deutsche Fassung im Hauptabendprogramm:

Hier die englische Fassung (38 min): www.youtube.com/watch?v=OvC4uSYprU8

The malaria business: Big pharma vs natural medicine

Hier die ausführlichere französische Fassung (1h12min) : www.youtube.com/watch?v=Ujn-p-Pwzzo

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