Die Soldaten, die nicht schossen
Die Soldaten, die nicht schossen
Rutger Bregman | 24.05.2023 | 2 Minuten

In seinem Buch „Im Grunde gut“ geht Rutger Bregman der Frage auf den Grund, wie Soldaten sich im Kriegsfall verhalten. Er beruft sich unter anderen auf den Colonel und Historiker Samuel Marshall, der sich im Zweiten Weltkrieg mit amerikanischen Truppen im Pazifik befand.

Bregman schreibt:

"Seit Jahrhunderten, nein, seit Jahrtausenden, haben Generäle und Minister, Schrftsteller und Künstler daran geglaubt, dass Soldaten kämpfen. Gerade in Kriegszeiten würde der Jäger in uns doch sicher wieder zutage treten. Dann tun wir, was wir gut können. Schießen, um zu töten.

Doch als (Colonel) Marshall ein Gruppeninterview nach dem anderen führte.. stellte er fest, dass tatsächlich nur 15 bis 25 Prozent der Soldaten geschossen hatten. Die überwiegende Mehrheit dachte überhaupt nicht daran...

Nach dem zweiten Weltkrieg begannen Historiker, Veteranen zu interviewen und stellten dabei fest, dass mehr als die Hälfte von ihnen noch nie jemanden getötet hatte. Die überwiegende Mehrheit der Opfer war einer kleinen Minderheit zuzurechnen. Zum Beispiel war weniger als ein Prozent der amerikanischen Jagdflieger für fast 40 Prozent der abgeschossenen Flugzeuge verantwortlich...

..George Orwell schrieb in seinem Klassiker über den Spanischen Bürgerkrieg: ,In diesem Kriege schoss immer jeder an jedem vorbei, wenn es irgendwie menschenmöglich war.‘

‚Der gesunde Durchschnittsmensch hat eine innere und gewöhnlich uneingestandene Hemmung dagegen, einen Mitmenschen zu töten.. sodass er aus eigenem Entschluss niemandem das Leben nimmt.‘, schreibt der Colonel und Historiker Samuel Marshall in seinem Buch ,Men against fire‘."

aus "Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit", Seite 103 - 107

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