Es gibt in jedem Leben Ereignisse, die man nicht steuern kann, und die einen doch ein ganzes Leben lang begleiten und irgendwie prägend werden für s Leben. So ein Ereignis war für mich die Reise durch Afrika. Vor 50 Jahren fuhren Reinhold und ich miteinander mit den Mopeds von Oberösterreich nach Tansania. Oft und oft sagte Reinhold, dass diese Reise das Schönste in seinem Leben gewesen sei. Vor 43 Jahren nahm er sich das Leben. Er hatte dieses
Gedicht von Rilke dabei. Rilke beobachtet im Zoo den Panther, wie er im Zwinger seine Kreise dreht ...
Verzeiht, dass ich immer wieder „damit“ anfange. Es ist eben so, dass diese Reise für mich das ganze Leben lang prägend war. Ich habe dabei gelernt, dass es im Leben nichts Wichtigeres als das Leben gäbe. Für Reinhold war diese Reise, wie er selber gesagt hat, das Schönste in seinem Leben. Offenbar waren jedoch die „Stäbe“ zu viele, zu dicht, zu mächtig. Ich schrieb es einmal so, - Reinhold s Botschaft an die Lebenden hieße wohl: Spring, spring über die Stäbe, mit der Kraft der Mitte, spring bitte!
Der Dschungel der Stäbe ist in den letzten Jahren dichter und undurchdringlicher geworden. Depression ist bei Jugendlichen von 5 auf 50 Prozent angestiegen. Wir dürfen sie nicht allein lassen. Lieber streiten wir wieder. Reibung schafft Wärme; das stimmt nicht immer, aber einen Versuch ist s allemal wert.
Der Panther
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, 1903