Wer wir sind, bleibt offen
Wer wir sind, bleibt offen
Brennstoff Nr. 59 | Fabian Scheidler | 05.02.2024 | 4 Minuten

Dass Menschen Musik schaffen und wahrnehmen können, ist ein Spiegel der Tatsache, dass sie selbst aus etwas bestehen, das der Musik ähnlich ist.

Der größte Feind der Erkenntnis ist die Illusion des Wissens. Der Sinn dieses Buches ist es, in die Wand unseres eingebildeten Wissens eine Bresche zu schlagen, eine Öffnung, die uns erlaubt, die Welt und uns selbst wieder mit jenem staunenden Blick zu betrachten, der Kindern oft eigen ist. Der technokratische Mythos erzählt davon, dass die Welt unserer Wahrnehmungen, unserer Gefühle, unserer erlebten Beziehungen eine Vorspiegelung sei, hinter der sich eine harte, kalte, mechanische und letztlich banale Wirklichkeit verberge. Doch tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall: die Banalität, die Kälte, die Mechanik – all das sind nur Projektionen unserer gesellschaftlichen Prägungen auf eine Welt, die zutiefst rätselhaft ist und sich einer mechanischen Erklärung vollkommen entzieht.

Wer und was wir sind, ist heute um keinen Deut weniger geheimnisvoll als zur Zeit der ersten Menschen. Die Wissenschaften haben dieses Rätsel nicht gelöst, sondern vertieft. Um die Worte des Quantenphysikers Richard Feynmann zu wiederholen: „Die Wissenschaft kann dem Mysterium einer Blume nie etwas wegnehmen, sondern nur etwas hinzufügen.“ Das Rätsel etwa, dass aus einer winzigen Zelle ein menschliches Wesen wird, das in sich ein eigenes Universum aus Gedanken, Gefühlen, Bildern und Musik entwickelt, wird durch Kenntnisse der Biologie und Quantenphysik keineswegs gelüftet, sondern im Gegenteil um das Staunen darüber bereichert, wie unvorstellbar komplex und reich selbst das kleinste Detail unserer Existenz ist.

Das selbstorganisierte Zusammenspiel von unzähligen Teilen im harmonischen Ganzen einer Zelle stellt jede Sinfonie weit in den Schatten. Oder um es anders zu sagen: Dass Menschen Musik schaffen und wahrnehmen können, ist ein Spiegel der Tatsache, dass sie selbst aus etwas bestehen, das der Musik ähnlich ist.

FABIAN SCHEIDLER

FABIAN SCHEIDLER wird im Frühjahr 2022 zu uns nach Schrems kommen.

Ich war/bin von seinem Buch richtig begeistert. Fabian umkreist in diesem Buch die Frage „was ist der Mensch“ und er sucht und findet Antworten in vielen, erstaundlichen Quellen und Feldern, die freilich das wunderbare Rätsel des Lebens nicht lösen können, aber sie vertiefen den Blick in das Geheimnis. Die Gedanken und die Beispiele, von der Quantenphysik bis zur Alltagspraxis klügerer Völker, geben Anstöße, wie es mit uns Menschen sinnvoll weitergehen könnte/ kann, wenn wir …

Da mir das Buch so gut gefallen hat, bin ich eigens vom Waldviertel nach Wien gefahren, um in der Hauptbibliothek bei der Buchpräsentation dabei sein zu können. Ich fand es sehr erhellend, manche Aspekte im Gespräch in neuem Licht zu sehen.

Anschließend habe ich dem Fabian erzählt, dass wir einmal ein ganzes Wochenende lang mit dem Dichter Dzevad Karahasan über sein Buch „Der Trost des Nachthimmels“ sinniert und diskutiert haben. Los gings so, dass jede/r seine/ihre Lieblingsstelle vorlas. Das allein war schon ziemlich interessant. Und dann erzählte Dzevad von seinen Recherchen, seinen Motiven und seinen Vorstellungen und die LeserInnen erzählten, was und warum sie das eine oder andere berührt hatte. Ein unglaublich tolles, vielseitiges und bereicherndes Wochenende.

Nun, das alles habe ich dem Fabian erzählt und ihn gebeten, er möge doch mit uns, den Brennstoff-LeserInnen, so ein Wochenende verbringen.

Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Lieber Heini, ... Die Idee für ein Wochenende in Schrems ist ausgezeichnet, Vielen Dank für den Vorschlag. Nächstes Jahr passt gut, vielleicht im Frühling (Mai/Juni)? Ich grüße Dich herzlich, Fabian“

Wunderbar. Toll.

Nun mein Tipp: Lest dieses faszinierende Buch und kommt nach Schrems, wenn es so weit ist. Wir haben noch keinen genauen Termin, aber bitte tragt euch gleich in unsere Interessiertenliste ein.

www.gea.at/akademie-scheidler

Heini Straudinger

Der Stoff, aus dem wir sind: Warum wir Natur und Gesellschaft neu denken müssen

Ökologische Krise und Klimachaos bedrohen die Zukunft der Menschheit. Eine der Ursachen dafür ist ein technokratisches Weltbild, das die Natur zu einer beherrschbaren Ressource in der Hand des Menschen degradiert. Fabian Scheidler zeigt in einer faszinierenden Reise durch die Geschichte der Wissenschaften, dass diese Auffassung der Natur ein tödlicher Irrtum ist. Mit einem überraschenden neuen Blick auf das Leben, die Wissenschaft und uns selbst eröffnet dieses Buch Perspektiven für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel.

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Fabian Scheidler

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