Sie glauben nicht an Gott.
Sie glauben nicht an Gott.
Brennstoff Nr. 71 | | 28.10.2025

In unserem Dorf waren viele Flüchtlinge. Tausende, die in Höhlen, in Schulen, in Moscheen oder in Kirchen wohnten, - und sie blieben drei, vier Jahre. Sie waren natürlich da, weil die Israelis ihre Dörfer zerstört haben. Und dieses Dasein mit den Flüchtlingen, die nichts hatten außer die Hoffnung irgendwann zurückzugehen, das hat uns sehr geprägt. Im Laufe der Jahre hat der Nahostkonflikt auch ihre Familie erfasst.

Wir haben Land verloren. Ich habe Cousins, die von den Israelis getötet worden sind. Mein Bruder, mein Schwager, sie waren im Gefängnis. Mein Sohn, im Gefängnis, mein Sohn, angeschossen, gefoltert, psychisch und physisch auch. Wie kann man mit solch schrecklichen Erfahrungen umgehen?

Es gibt zwei Möglichkeiten:

entweder mit Wut und Zorn und Hass zu leben - und das zerstört die eigene Seele und macht das Leben schrecklich -

oder zu sagen, - ich tue alles, damit es nie wieder passiert. Dann kann man sehen, dass diese Absicht des Friedens für einen selber gut ist. Es tut einem selber gut für den Frieden zu leben und nicht für den Hass. Es macht mir große Freude Menschen zum Mitmachen zu bringen.

Der politische Kampf für den Frieden ist oft ein Kampf gegen Windmühlen, und doch lohnt es sich, einfach weiter zu machen. Es macht Sinn, an uns selber zu denken, uns selbst zu führen, uns selbst zu verwalten, Frieden in uns selbst zu finden.

Frieden mit uns selbst zu finden, das ist die Basis,

um Frieden miteinander zu erreichen.

Die Grundlage dafür sind Drei Prinzipien der Gewaltlosigkeit.

Erstes Prinzip

Alle Menschen werden geboren und sie sind alle gleich. Hat jemand etwas dagegen? Nein!

Zweites Prinzip

Jeder wird geboren und ist anders, ist verschieden. Und dieses Verschiedensein ist eine Bereicherung. Es wäre furchtbar, wenn wir alle gleich wären. Langweilig!

Drittes Prinzip

Jeder Mensch wird geboren mit einem wunderbaren Kern. Es liegt an einem selbst, jeden Tag diesen Kern glänzen zu lassen, erscheinen zu lassen. In jedem Herzen ist ein Diamant. Jeden Tag soll mein Diamant glänzen. Wenn ich morgens aufwache, mache ich die Augen auf und sage: „Gott sei Dank! Huch, ich lebe noch!“

Auf diese Weise versucht Farhat-Naser dem Konflikt gewissermaßen den Nährboden zu nehmen. Ein Umdenken und Einlenken ist nötig. Nicht nur im Nahen Osten. Umdenken und Einlenken ist überall nötig. Weltweit.

Es ist für mich eine notwendige und sinnvolle Aufgabe. Ich muss was tun. Sonst platze ich.

Ich weiß, wie schwer es in Deutschland ist, über diesen Konflikt zu sprechen. Viele denken, Kritik an Israel sei Antisemitismus. Das stimmt nicht. Man muss es trennen! Ich sehe die Notwendigkeit, dass alle Israelis, alle Juden in Sicherheit und Frieden leben müssen. Und genau so möchte ich es auch für Palästina haben.

Die Annahme, dass der Nahostkonflikt im Kern ein Konflikt der Religionen sei, ist falsch. Den Krieg machen Politiker. Man benutzt die Religion, um Krieg und Vertreibung zu rechtfertigen. In Palästina haben jahrhundertelang Christen, Juden und Moslems zusammengelebt. Niemals war da ein Gegeneinander. Das Problem beginnt mit dem Nationalismus. Fanatisch für die eigene Gruppierung. Nur mehr für die eigene Sache. Dann wird es schwer.

Die, die Politik machen und diese Kriege führen, die glauben nicht an Gott. Denen ist Gott egal. Es geht um Macht, um Geld, um Beherrschung.

Und dennoch glaube ich an die guten Menschen in Israel und weiß, dass viele dagegen sind und es anders sehen. Und von daher lohnt es sich, dass man lernt, wie man miteinander spricht, wie man einander gewinnt, - deshalb mache ich es.

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