Mbaye will den Teufelskreis umdrehen
Mbaye will den Teufelskreis umdrehen
Brennstoff Nr. 65 | Heini Staudinger | 17.01.2024 | 3 Minuten

... Von Afrika nach Europa, von Europa nach Afrika ...

Der Teufelskreis geht in aller Kürze so:

Aus Süditalien kommen die billigsten Tomaten Europas, weil dort hunderttausende ausländische Erntehelfer arbeiten. Viele von ihnen arbeiten unter Bedingungen, die italienische Gewerkschafter als „moderne Form der Sklaverei“ bezeichnen.

In Apulien, im größten Tomatenanbaugebiet Europas, werden die Tomaten ORO ROSSO genannt: rotes Gold. Und dieses rote Gold wächst dort in gigantischen Mengen. Die Überschüsse werden - klipp und klar - nach West-Afrika exportiert. Dort verdrängen sie auf den Märkten die regional gezogenen Tomaten, weil sie - dank EU Subventionen - auch dort den billigsten Preis haben ... mit der Folge, dass afrikanische Bauern ihre Tomaten nicht mehr verkaufen können, ... mit der Folge, dass sie gar keine Tomaten mehr anbauen, ... mit der Folge, dass die Erlöse aus der regionalen Landwirtschaft nicht mehr zum Überleben reichen, ... mit der Folge, dass viele ihre Heimat verlassen, ... mit der Folge, dass viele in den Städten keine Arbeit finden, ... mit der Folge, dass tausende, ja zehntausende versuchen nach Europa zu kommen, um dann - wenn‘s der Teufel will - womöglich in Apulien landen, um dort in der Tomatenlandwirtschaft zu sklavenartigen Bedingungen zu arbeiten, um die Überschüsse zu produzieren, die dann billig auf den Märkten in West-Afrika auftauchen und dort den letzten überlebenden Bauern die Existenzchance rauben ... usw ... usf.

Man will es einfach nicht glauben, und doch ist es so. In der EU werden alle möglichen landwirtschaftlichen Güter überproduziert. Ein nennenswerter Teil dieser Überproduktion wird mit hohen Export-Subventionen nach West-Afrika geschickt und (zer-)stören das regionale Gefüge.

MBAYES VISION

Vor ungefähr 10 Jahren startete das Projekt „Casa Sankara“ mit einer kleinen Gruppe von gut zehn Leuten. Heute sind es mehr als 500, die im Casa Sankara ein Leben in Würde - außerhalb der Tomatensklaverei – (ver-)suchen. Mbaye, Initiator von Casa Sankara sieht die Lage so, - „seine“ Schützlinge sollen hier in Europa etliche Skills erlernen, - z. B. Bio-Landwirtschaft, klassische Handwerksberufe wie Schneider, Maurer usw., auch den Umgang mit dem Computer und Führungs- und Kooperationsfähigkeit in einer Gruppe. Im Idealfall, so Mbaye, gehen sie dann mit diesen Skills zurück in ihre alte Heimat und probieren dort „das Gute Leben“. Natürlich gibt es auch in Afrika viele Gegenden, wo das „Gute Leben“ möglich ist, aber auch diese Gegenden brauchen Menschen die dies pflegen.

Wir unterstützen sie dabei, indem wir die Tomaten aus Casa Sankara gegen Spenden verschenken.

„Möge die Übung gelingen“ (dies war der Standardsatz der Sprecherin im Chinesischen Nationalzirkus vor jeder schwierigen Nummer der Artisten).

ein Artikel von

Teile deine Meinung auf