Jesus, ein Afrikaner
Ich erzähle es gern, dass mich Milo Rau zu den Dreharbeiten seines Jesusfilms „Das neue Evangelium“ nach Matera, Süd-Italien, eingeladen hat. So kam es, dass ich bei der Verfilmung der Kreuzigung dabeisein durfte. In diesem Jesusfilm sind fast alle Apostel, und „natürlich“ auch Jesus, schwarzafrikanische Flüchtlinge, die in der süditalienischen Landwirtschaft wie Sklaven gehalten werden (drum kommen von dort die billigsten Tomaten Europas).
Jesus solidarisiert sich in diesem Film mit den Armen, den Geknechteten, den Versklavten. Jesus kommt als Befreier, und er wird dennoch, oder eben gerade deshalb, gekreuzigt. Am nächsten Tag, also am Tag nach der Kreuzigung, führte mich Jesus (Ivan Sagnet aus Kamerun) in die Ghettos, wo diese rechtlosen Landarbeiter gehalten werden. Ich bin nicht besonders furchtsam, und trotzdem war es so, dass ich mich ohne Jesus nicht getraut hätte, dort auch nur eine Viertelstunde zu verweilen. Gemeinsam gingen wir durch‘s Ghetto, da blieb Jesus plötzlich stehen und sagte zu mir: „Schau, das ist Aisha. Sie ist die gute Seele in diesem Ghetto. Sie gibt denen zu essen, die hungern, und sie tröstet diejenigen, die Trost suchen.“ Renate, sie war das Herz der GEA-Akademie, wusste, dass ich in Süditalien Flüchtlingslager besuchen würde, da gab sie mir 300,- Euro und meinte „du wirst sicher Leute treffen, die‘s brauchen können.“ Als mir nun Jesus die Aisha, sie war eine ältere Frau aus West-Afrika, vorstellte, griff ich in meinen Hosensack, nahm die 300,- Euro von Renate und gab sie ihr. Aischa stieß einen Schrei aus, den ich jetzt, während ich das schreibe, noch immer im ganzen Körper spüre. Ihr Freudenschrei ging mir durch Mark und Bein, denn es ist ihr das ganze Leben lang nie passiert, dass ihr irgendjemand 300,- Euro gab.
Ansteckende Gesundheiten
Ich erzählte diese Renate-Aischa-Geschichte weiter und weiter und siehe da, - die Geschichte entfachte eine ansteckende Wirkung. Oh ja, auf der Welt gibt es nicht nur ansteckende Krankheiten. Auch Mut, auch Freundlichkeit, auch Großzügigkeit haben eine Ansteckungskraft .... in Summe wurden es hundertausende Euro, die lebensbejahenden, gemeinschaftsdienenden Projekten Rückenwind verleihen. Dank Euch, dank uns - wir sind eine Menschheitsfamilie.
Die 300,- Euro bleiben im Spiel ...
Gust Zwerger, er betreibt selbstständig einen GEA Laden in Isny, im Allgäu. Natürlich hat er auch die Tomaten von der „Terra de la Liberta“ (siehe Seite 4 und 5). Er erzählte gerade von einem Kunden, der gleich 15 Dosen Tomaten mitnahm, - er meinte ein jede/r seiner Freunde würde heuer zu Weihnachten 1 Dose dieser köstlichen Tomaten bekommen ... und damit die Leute von Casa Sankara auch was davon haben, gibt er 300,- Euro. Wir freuen uns und sagen DANKE im Namen der 500 „Schützlinge“ vom Casa Sankara.
Das Volk, das in der Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und die, die da saßen am Ort und im Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen. Matthäus 4, 16.