„Eine Immigrationswelle aus Afrika wird nach Europa überschwappen ...“
„Eine Immigrationswelle aus Afrika wird nach Europa überschwappen ...“
Brennstoff Nr. 65 | Heini Staudinger | 17.01.2024 | 4 Minuten

Wörtliches Zitat von Gaddafi, Februar 2011

„Ihr sollt mich recht verstehen. Wenn ihr mich bedrängt und destabilisieren wollt, werdet ihr Verwirrung stiften, Bin Laden in die Hände spielen und bewaffnete Rebellenhaufen begünstigen. Folgendes wird sich ereignen. Ihr werdet von einer Immigrationswelle aus Afrika überschwemmt werden, die von Libyen aus nach Europa überschwappt. Es wird niemand mehr da sein, um sie aufzuhalten.“

Diese Worte äußerte der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi, in einem Interview mit dem französischen Journal du Dimanche im Februar 2011. Damals konnte Gaddafi nicht ahnen, dass Osama bin Laden am 2. Mai 2011 von einer amerikanischen Sondereinheit auf pakistanischem Boden erschossen würde. Noch weniger war er sich wohl bewusst, dass er selbst im Oktober des gleichen Jahres als Flüchtling im eigenen Land ein grausames Ende finden würde.

Die Europäer, in Ermangelung eigener geopolitischer Zielsetzungen, folgten den diplomatischen Vorstößen der USA. Der britische Premierminister Blair lobte Gaddafi als „soliden Partner des Westens“. Bundeskanzler Schröder reiste nach Tripolis und gewann dort Einblicke in das Erdöl-Geschäft, die ihn für seine spätere Tätigkeit bei Gazprom nützlich waren. Nicolas Sarkozy bereitete Gaddafi in Paris einen triumphalen Empfang, was ihn einige Jahre später nicht davon abhalten sollte, bei der Ermordung seines damaligen Gastes, aufgrund der Einflüsterungen des Pariser Mode-Philosophen Bernhard Henry Levy, aktiv behilflich zu sein.

Auf Einladung von Gaddafi war ich vor gut 30 Jahren in Libyen. Die Vorgeschichte ging so: 1975 veröffentlichte Gaddafi „Das Grüne Buch“, in welchem er seine Vision für Libyen vorstellte. Da er auch im Ausland Anerkennung für seinen Weg suchte, lud er regelmäßig Grüne aus Europa ein, um die Erfolge seiner grünen Revolution zu demonstrieren. Durch Zufall lernte ich in unserem GEA Laden in der Himmelpfortgasse einen Mann kennen, der diese Libyen-Reisen organisierte. Ichwar interessiert und sagte zu ihm „Nimm mich doch einmal mit.“ Wenige Wochen später saß ich schon im Flugzeug nach Tripolis. Schon im Flugzeug bekamen wir den ersten Vorgeschmack von Gaddafis Libyen. Der hintere Teil des Flugzeugs war zu einem Spital umgebaut, denn für spezielle Operationen und Behandlungen wurden Libyer regelmäßig nach Wien geflogen. Selbstverständlich auf Staatskosten. Z. B. Manche werden sich erinnern, dass 1987 siamesischen Zwillinge aus Libyen in Wien operiert und getrennt wurden.

Ohne Zweifel verwöhnte Gaddafi mit den Petromilliarden sein Volk. Mehr, als alle anderen

Erdöl-Länder. Fast alles, was nach Arbeit roch, wurde von Gastarbeitern verrichtet. So wurde Libyen zu einem Traumziel für die darbenden Massen der Sahelzone. Auch im Militär gab es unzählige schwarzafrikanische Söldner, denn die Libyer besetzten nur die oberen Chargen.

Nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes haben in Tripolis nicht Demokratie und Marktwirtschaft Einzug gehalten. Viel eher hat sich dieses ehemals reichste Land der Region zu einem gescheiterten Staat entwickelt. Der Sturz Gaddafis hat auch die Konflikte in Subsahara-Afrika angeheizt. Es brodelt von Nigeria bis nach Somalia. Die vom Westen einst an Gaddafi gelieferten Waffen kommen heute südlich von Libyen zum Einsatz, in Mali, Niger, Burikina Faso oder Tschad und führen zu immer neuen Flüchtlingswellen in Richtung Europa.

Das kursiv gesetzte entstammt einem Artikel des Online-Magazins „Telepolis“. Geschrieben am 23. April 2015 von Ramon Schack.

Warum ich diese lange Einleitung schreibe?

Weil ich mitleide. Weil ich die Nachrichten kaum aushalte, wenn ich erfahre, was diese Länder der Sahelzone zu erleiden haben. Ich weiß, die Botschaft will man hier im sogenannten „freien“ Westen nicht hören, und doch ist es so, - seit der Ermordung Gaddafis ist alles nur noch viel schlimmer geworden, weil eben unzählige dieser Söldnersoldaten mit dem supermodernen Kriegsgerät der libyschen Armee in ihre Heimatländer zurückkehrten.

Muammar al-Gaddafi war seit einem Militärputsch vom 1. September 1969 bis 1979 das offizielle Staatsoberhaupt und bis zu seinem Sturz 2011 als sog. Revolutionsführer der Regierungschef von Libyen mit diktatorischen Machtbefugnissen. 1975 veröffentlichte Gaddafi Das Grüne Buch, in dem er seine politischen Ziele darstellte, ein Eklektizismus aus Sozialismus, Anarchismus, Naturrecht und Nationalismus. Gaddafi war von Februar 2009 bis Januar 2010 Präsident der Afrikanischen Union.

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