Der Stein, ein guter Lehrer
Der Stein, ein guter Lehrer
Brennstoff Nr. 59 | Brennstoff Redaktion | 05.02.2024 | 2 Minuten

Der Steinbildhauer Christian Koller ist ein besonderer, ein herausragender Seminarleiter der GEA Akademie. Bei Fritz Wotruba hat er studiert, bei Henry Moore war er Assistent, sein wichtigster Lehrer jedoch war – und ist nach wie vor – der Stein. Mit Umsicht und Können schafft er eine kreative Atmosphäre, in der die KursteilnehmerInnen wachsen und blühen können.

Jedes Jahr beobachten wir, wie jede/r in der Gruppe in seiner eigenen Welt der Kreativität versinkt; alles andere rundherum scheint völlig vergessen. Alle wirken so zufrieden und entspannt. Wie kommt das?

In diesen 4 Tagen des Seminares lässt jede/r alles Belastende des Alltages hinter sich ohne genau zu wissen, – wie. Und dieses Wie, das so gut funktioniert, entdecken sie – ein/e jede/r mit sich selbst - mit ihren Händen und den Werkzeugen. Der Stein leitet sie behutsam an, den eigenen Rhythmus zu finden und es entsteht ein unerwartetes Pulsieren, das dauernd im Inneren anklopft. Seltsamer Weise finden soo manch innere Probleme zu Lösungen.

In deinem, gerade erst herausgebrachten Buch sprichst du deutlich aus, wie sehr die mentale Raserei unserer Zeit die Menschen seelisch verarmen lässt.

Genau. Mein Buch erzählt, wie die Arbeit mit dem Stein „automatisch“ den inneren Dialog fördert. Wir sollen innehalten – mit und ohne Lockdown – und sollen spüren, dass ein Weitermachen im Rhythmus des Mainstreams nicht zielführend sein kann.

Und was hat das mit deinen Seminaren zu tun?

Das Heilsame und Wohltuende an der Arbeit mit dem Stein ist die Langsamkeit. Damit haben viele Menschen große Schritte in Richtung Lebensfreude und Wohlbefinden gemacht.

Kann sich dies nachhaltig auswirken?

Oh ja. Im Idealfall führen die Erlebnisse mit dem Stein zu einer Selbsterfahrung in der Langsamkeit. Diese Erfahrung wird zu einer neuen Ausgangsbasis für das Leben danach. In den letzten Monaten sind viele alte, ausgetrampelte Wege an ihr Ende gelangt. Dieses unendliche „nicht-genug-bekommen-können“ hat sich erschöpft.

So seltsam es auch klingt: aus der Erschöpfung wächst das Schöpferische.

So, wie aus dem Apfel, der am Boden verrottet, Wurzeln für ein neues Bäumchen kommen.

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