In einer »Zeit großer und erhebender Erregung«, als »in jeder Brust das heilige Feuer des Patriotismus brannte«, von jeder Kanzel der Dienst für Fahne und Vaterland gepredigt und für den Sieg der (eigenen) Truppen gebetet wurde, betrat ein alter Mann eine dieser Kirchen, schob den Priester beiseite und sagte mit tiefer Stimme, er sei von Gott be auftragt, nunmehr dieses Kriegsgebet zu sprechen:
»O Herr, unser Gott, unsere jungen Patrioten, die Idole unseres Herzens, gehen hinaus in die Schlacht – sei Du mit ihnen! Im Geiste mit ihnen gehen auch wir hinaus aus dem süßen Frieden unseres geliebten Heims, um die Feinde zu schlagen. O Herr, unser Gott, hilf uns, ihre Soldaten mit unseren Granaten in blutige Stücke zu reißen; hilf uns, ihre blühenden Felder mit den fahlen Gestalten ihrer toten Patrioten zu bedecken; hilf uns, den Donner der Kanonen mit den Schrei en ihrer sich in Schmerzen windenden Verwun deten zu übertönen; hilf uns, ihre bescheidenen Häuser mit einem Feuersturm zu verwüsten; hilf uns, die Herzen ihrer unschuldigen Witwen in trostlosem Kummer zu ersticken; hilf uns, sie ohne ein Dach über dem Kopf auf die Straße zu treiben, auf dass sie ohne Freunde über ihre verbrannte Erde wandern, in Lumpen und Hunger und Durst, ein Spielball der Sonnen hitze im Sommer und im Winter der eisigen Winde, gebrochen an Geist und Seele, ausgezehrt von Mühe und Elend, wenn sie dich – aber vergeblich! – anflehen, ihnen die Zuflucht des Grabes zu schenken – um unseretwillen, die wir Dich anbeten, o Herr, lass ihre Hoffnungen zerstieben, ihre bittere Pilgerschaft nicht enden, zerstöre ihr Dasein, mach ihnen die Schritte beschwerlich, über flute ihren Weg mit ihren Tränen, den weißen Schnee rot mit dem Blut ihrer wunden Füße! Im Geist der Liebe bitten wir Dich, der Du die Quelle aller Liebe bist und die immer verlässliche Zuflucht und der gute Freund all derer, die von Wunden bedeckt deine Hilfe suchen mit einem gehorsamen Herzen voller Reue. Amen.
[Nach einer Pause:] Darum habt ihr gebetet; wenn ihr es immer noch wollt, dann sprecht es aus! Der Bote des Allmächtigen wartet.« Später war man der Ansicht, dass der Mann irre war, denn es war kein Sinn in dem, was er sagte.