Critical Campaigning Manifest
Critical Campaigning Manifest
Brennstoff Nr. 52 | Jean Peters | 09.02.2024 | 3 Minuten

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Die Critical Campaigner*in kämpft für die Rechte der Unterdrückten, Marginalisierten und Machtlosen. Dieser Einsatz wird jedoch nie auf Kosten anderer, eventuell wehrloserer Gruppen geführt, sondern reflektiert strukturelle Abhängigkeiten in ihrer Komplexität. Die Critical Campainger*in wird klassenbasierte Privilegien und sexistische, rassistische oder auch militaristische Propaganda aufdecken und bekämpfen, seien sie explizit oder implizit.

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Die Critical Campaigner*in wird, wenn sie kann, jede Form der Zensur bekämpfen, die der Unterdrückung dient – sei sie durch staatliche Repression, durch Unternehmensinteressen oder durch Formen der Selbstzensur motiviert, etwa über Druck von Kollegen, Freunden oder persönlichem Interesse.

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Die Critical Campaigner*in ist sich der Wechselbezie hung sozialer Emanzipation bewusst. Während institutionelle Politik sich in Sektoren »Menschenrechte«, »Öko logie«, »Ökonomische Entwicklung«, »Gleichbe rech tigung der Geschlechter« etc. auftrennt, spielt die Critical Campaigner*in soziale Bewegungen nicht gegeneinander aus.

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Im Interesse der Emanzipation ist jede Kampagne in ihrem Kern »intersektoral« konzipiert. Die Critical Campaigner*in verpflichtet sich dazu, ethische Standards bei der Kommunikation und Mobilisie rung ihren Möglichkeiten entsprechend einzuhalten. Sie ist sich darüber bewusst, dass ihre Verantwortung mit steigendem Einfluss zunimmt.

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Die Critical Campaigner*in bezieht jede Gruppe oder Einzelperson, für die sie kämpft, in ihre Kampagne ein – von Anfang an, auf Augenhöhe und wenn möglich als Teil des Kernteams. Sie ist gegenüber der Gruppe oder Einzelperson, die im Mittelpunkt ihres Kampagnen the mas steht, rechenschaftspflichtig.

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Die Critical Campaigner*in reflektiert die Position, aus der sie spricht. Sie schafft für jede Einzelperson oder Gruppe mit weniger Zugang Raum zur Selbstrepräsentation.

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Die Critical Campaigner*in hat keine Ehrfurcht vor »Konsumerfahrungen« und »Reichweitenmaximierung«. Wichtige politische Themen erfordern starkes En gage ment. Die Critical Campaigner*in wird sich daher auf diejenigen konzentrieren, die bereit sind, entsprechend aktiv zu werden. Sie sieht Massenreichweite nicht als Selbstzweck.

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Die Critical Campaigner*in ist bereit, während oder nach ihrer Kampagne politische Position zu ihrem An liegen zu beziehen. Insbesondere bei der Verwendung von Satire, Ironie oder anderen offenen interpretierbaren Formen ist sie bereit, zumindest im Anschluss Posi tion zu beziehen.

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Die Critical Campaigner*in entziffert Machtverhält nisse, die in jeder Art von Kommunikation stecken – sei es in Software, Computernetzwerken (oder anderen Ingenieurs-Arbeiten ), Architektur, Schrift, gesprochenem Wort und Intonationen, Film, Kleidung, Körperspra che oder das Abhanden-Sein von Reaktion. Sie achtet darauf, repressive Machtmuster in ihrer eigenen Kommu nikation nicht zu reproduzieren.

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Die Critical Campaigner*in ist sich der Bedrohung politischer und künstlerischer Arbeit durch Überwachung bewusst. Sie respektiert das Recht anderer, ihre eigenen Daten und ihre Identität zu schützen und zu kontrollieren und wird daher immer die sichersten Kommunikationsmöglich keiten erforschen und verwenden.

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Die Critical Campaigner*in verwendet Mittel der Emo tionalisierung und Reduktion nur in Verbindung mit differenzierten und komplexen Informationen.

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Die Critical Campaigner*in sieht im Überleben ihrer Organisation keine Priorität an sich. Auch wenn es manchmal wichtig sein mag, so ist es ihr immer zweit rangig gegenüber ihren politischen Zielen.

Das Critical Campaigning Manifest ist zur ständigen Weiterentwicklung konzipiert und wird auf der Website https:// criticalcampaigning.org/ de.html regelmäßig aktualisiert.

Das Critical Campaigning Manifest wurde vom Critical Engineering Manifest inspiriert. Es wurde von Jean Peters verfasst und steht unter der GNU Free Documen tation License v 1.3.

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ein Artikel von

Jean Peters

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