AHIMSA
AHIMSA
Brennstoff Nr. 71 | | 28.10.2025

Der Wortstamm „hims“ bedeutet „begierig zu töten“, das A ist eine Verneinung. So ist Ahimsa das „Fehlen jeden Verlangens zu töten“ und damit das zentrale Thema, auf dem alle hinduistische und buddhistische Moral aufbaut.

Glauben heißt (im Sinne Gandhis) soviel wie Ehrfurcht vor dem Grundgesetz des Universums, eben die Einheit aller lebenden Wesen. Sie wird schon verletzt, wenn wir nur den Wunsch haben zu siegen und das Leben als eine Art Boxkampf betrachten, in dem die Niederlage ja immer auch eine Demütigung des Anderen darstellt. Gewalt täuscht eine Lösung von Konflikten nur vor, in Wirklichkeit sät sie den Samen der Verbitterung und der Feindseligkeit.

Aus der Ahimsa* haben sich für Gandhi maßgebliche Strategien zur Bekehrung einer Gesellschaft und ihrer Regierung entwickelt. Sie sind Grundlagen für die meisten heutigen Formen gewaltfreier Widerstandsorganisationen.

Der Dialog oder die offene Verhandlung, zu der zum Beispiel die öffentliche Ankündigung von gewaltfreien Störmanövern oder Blockaden gehört.

Die Nicht-Kooperation oder der Boykott von Regierungsvorschriften, wie Steuerboykott oder Boykott von Verkehrsmitteln oder anderen öffentlichen Einrichtungen.

Erst die dritte Strategie des zivilen Ungehorsams ist der Widerstand gegen die Staatsgewalt.

... gefunden im Buch von Dorothee Sölle „Mystik und Widerstand“

3,5 % sind genug, - genug für einen radikalen Wandel.

Noch spannnender, – jede Kampagne, die 3,5 % der Bevölkerung hinter sich hatte und gewaltfrei war, war erfolgreich.

Erica Chenoweth begann ihre Forschung im Jahr 2005. Sie wollte herausfinden, wie viel Gewalt notwendig sei, um beispielsweise eine Regierung zu stürzen. Sie war skeptisch, ob Gewaltfreiheit als sinnvolles Mittel für Veränderung tauge. Sie kannte zu viele Beispiele, in denen Gewalt erfolgreich war.

Eine Gruppe „gewaltloser Aktivisten“ forderte sie heraus ihre Gewalt-These wissenschaftlich zu belegen. Erica nahm die ­Herausforderung an und begann eine umfang­reiche Forschung. Sie sammelte Daten zu gewaltvollen und gewaltfreien Kampagnen der letzten 100 ­Jahre. Ihre Analyse brachte ein überraschendes Ergebnis: Gewaltfreie Kampagnen waren weltweit doppelt so erfolgreich wie gewaltvolle, selbst unter extrem ­unterdrückenden Bedingungen.

Weiterhin entdeckte Erica, dass keine gewaltfreie ­Protestbewegung scheiterte, wenn sie die aktive ­Unterstützung von mindestens 3,5 % der Bevölkerung hatte.

Diese Erkenntnisse veränderten Ericas ­Sichtweise grundlegend. Sie hinterfragte, warum sie bisher ­annahm, dass Gewalt eine notwendige Lösung sei. Erica realisierte, dass wahre Macht in der Vernetzung und im gemeinsamen Handeln liegt, nicht in gewaltsamen Aktionen.

Was machen wir jetzt?

Ermutigt eure Kinder über das Erbe der Gewaltfreien Bewegungen zu lernen. Erkundet das Potential der Macht des Volkes. Denn egal ob in der nahen oder der fernen Zukunft, gewaltfreier Widerstand tendiert dazu Gesellschaften zu hinterlassen, die freier sind, friedvoller und gerechter.

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