Afrika: Books for Trees
Afrika: Books for Trees
Brennstoff Nr. 49 | Heini Staudinger, Bernhard Wagenknecht | 13.02.2024 | 4 Minuten

Afrika hat viele Gesichter

Neben Korruption, Elend und Ausbeutung haben die Menschen in Afrika oft eine unglaubliche soziale Kompetenz (da könnten wir viel lernen). Viele sprechen drei, vier, fünf Sprachen (auch da könnten wir uns etwas abschauen) und sie haben einen wunderbaren Sinn für Humor – in Wien würde man sagen: sie haum an leiwaundn Schmäh.

Wabenzi beispielsweise ist ein lustiges Kisuaheli-Wort. WA ist eine Vorsilbe, die den Plural anzeigt; und BENZI kommt von Benz, genauer: von Mercedes Benz. Mit Wa benzi sind also »Leute im Mercedes Benz« gemeint, Politiker, Regierungs bonzen und Neureiche, kurz: die Gschdopftn, wie die Wiener sagen würden.

In dem Buch von Volker Seitz »Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann« habe ich dieses traurig-nette, selbstironische, humorvolle Gedicht-Gebet gefunden. Ein Anführer der Grikuas betete es am Abend vor der Schlacht mit den Afrikaandern, den südafrikanischen Weißen, 1876:

Trotz zahlreicher Gebete an Dich
Verlieren wir ständig unsere Kriege.
Morgen werden wir neuerlich in eine Schlacht
Ziehen, die man groß nennen kann.

Wir benötigen dringend Deine Hilfe.
Diese morgige Schlacht wird keine
leichte Sache sein.
In der wird man Kinder nicht brauchen können.
Daher habe ich eine Bitte an Dich:
Sende uns nicht Deinen Sohn zu Hilfe.
Komm selber!

In besagtem Buch von Volker Seitz heißt es unter anderem: »Wenn wir für Afrika etwas tun wollen, dann so, dass die Landbevölkerung, die Kleinbauern und Halbnomaden etwas davon haben.«

Genau das macht Bernhard Wagenknecht mit Books for Trees. Seine Aktion ist so erfolgreich, dass man »seine« vielen Bäume schon in Google Earth sehen kann – das hilft den Afrikanern und uns auch. Ja, wir, wir in Europa müssen viel, viel mehr tun für’s Klima; aber nun zu Bernhards Bericht:

Gemeinsam für den Wandel: 10 Schulen und eine Insel

»Badilisha« ist Kisuaheli – es bedeutet Wandel, Veränderung. Und Wandel ist auch auf der Insel – Rusinga Island – dringend notwendig. Denn es ist paradox: Obwohl sich dort der zweitgrößte Süßwassersee der Erde befindet, leidet die Bevölkerung an Wassermangel. Der Victoria-See ist so verschmutzt, überdüngt und belastet, dass er keineswegs als Trinkwasser taugt. Die Leute haben aber keine andere Wahl, weil aufgrund der Abholzung der Insel die Quellen seit langem versiegt sind.

Dank euch konnten wir mit dem Projekt »Books for Trees« unsere erfolgreichen Wieder-Aufforstungs-Aktivitäten vom Rande des Mau-Forest nun auch auf diese Insel ausweiten. Unser Ansatz, den wir gemeinsam mit der Badilisha Self Help Group umsetzen: eine solar betriebene Pumpstation mit Wasseraufbereitungsanlage (Bild links) stellt gleichzeitig Trinkwasser und Wasser für den ganzjährigen Gemüse- und Obstanbau zur Verfügung, natürlich auch für eine Baumschule.

Das Badilisha Eco-Village soll zu einer Ausbildungseinrichtung für Erosionsbekämpfung, Aufforstung, Umweltschutz, Permakultur und nachhaltigen Gartenbau werden. Und natürlich haben wir mit der Schule auf Rusinga Island unseren üblichen Books for Trees Deal gemacht: Bücher gibt’s gratis! – aber nur für das Heranziehen, Auspflanzen und den Schutz von Bäumen. Insgesamt sind es nun schon zehn Schulen, die mitmachen. Bei einem Besuch in diesem Juli durften wir mit Freude feststellen, dass alles prächtig auf Schiene ist. Unsere Bemühungen tragen Früchte. Die vielen jungen Bäume sind sogar schon auf Google Earth zu erkennen.

Rusinga Island hat gute Voraussetzungen, ein Paradies zu werden. Badilisha! Wandel tut not. In Kenia. Bei uns. Überall. Badilisha! Wenn der Wandel gelingen soll, dann geht’s sowieso nur gemeinsam. Da dürfen auch wir noch viel lernen.

Bernhard Wagenknecht ist Lehrer an der Gartenbauschule Schönbrunn in Wien und hat »Books for Trees« als privates Projekt begonnen, über Jahre finanziert und begleitet. 2010 haben die Schülerinnen und Schüler der HBLFA für Gartenbau das Projekt zur Initiative der ganzen Schule ernannt. Gemeinsam mit den Partnern in Kenia haben sie »Books for Trees« zu einem deutlich erkennbaren Erfolg geführt.

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Heini Staudinger, Bernhard Wagenknecht

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