10 Irrtümer zur Nahrungsmittelkrise
10 Irrtümer zur Nahrungsmittelkrise
Oxfam | 10.05.2023 | 4 Minuten

Hunderte Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Gleichzeitig streichen Lebensmittelhändler Rekordgewinne ein. Wie ist das möglich?

In der aktuellen englischsprachigen Studie Fixing Our Food deckt die NGO Oxfam („Für eine gerechte Welt“) nicht nur populäre Irrtümer über unser Ernährungssystem auf. Sie zeigt auch, wo die Lösungen liegen. Denn eins ist klar: So wie es ist, kann es nicht weitergehen.

Irrtum 1: Die Welt steht vor einer ganz neuen Nahrungsmittelkrise, verursacht durch den Krieg in der Ukraine.

Wirklichkeit:

Die Ernährungskrise, die wir jetzt erleben, wird durch den Krieg in der Ukraine verschärft, aber sie ist nicht neu. Die Auswirkungen des Krieges sind lediglich eine zusätzliche Ebene im jahrelangen Versagen unseres globalen Ernährungssystems.

Irrtum 2: Vom Anstieg der Lebensmittelpreise sind alle Menschen auf der Welt betroffen.

Wirklichkeit:

Die steigenden Lebensmittelpreise treffen wirtschaftlich benachteiligte Menschen viel härter, weil sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Gleichzeitig sind auch Gewinner aus der Krise hervorgegangen. Es gibt 62 neue Lebensmittelmilliardär*innen und die mächtigen Lebensmittelunternehmen und -händler verzeichnen Rekordgewinne.

Irrtum 3: Es gibt nicht genug Nahrung, um die ganze Welt zu ernähren.

Wirklichkeit:

Es gibt mehr als genug Nahrungsmittel, um die ganze Welt zu ernähren. Das Problem liegt in der Ungleichheit, der Verteilung und im fehlenden Zugang zu bezahlbaren Lebensmitteln.

Irrtum 4: Wir müssen die Nahrungsmittelproduktion intensivieren, um den Bedarf an Lebensmitteln zu decken.

Wirklichkeit:

Die Lösung zur Bekämpfung des Hungers liegt nicht in der Steigerung der Produktion, wie sie von vielen Befürworter*innen der industriellen Landwirtschaft vorgeschlagen wird, ungeachtet der Umweltkosten. Sie besteht darin, für eine gleichmäßigere Verteilung zu sorgen.

Irrtum 5: Globalisierung ist die Lösung für unsere Nahrungsmittelkrise.

Wirklichkeit:

Die Krise in der Ukraine zeigt das große Risiko, sich bei der Ernährung der Menschen hauptsächlich auf den globalen Lebensmittelmarkt zu verlassen. Stattdessen muss die lokale Produktion gestärkt werden. Gleichzeitig müssen globale Wertschöpfungsketten nachhaltiger und zugänglicher werden.

Irrtum 6: Größeres Vertrauen in die Märkte, Finanzakteure und die Liberalisierung des Handels wird das kaputte Ernährungssystem reparieren.

Wirklichkeit:

Wir müssen die Märkte besser regulieren und gerechtere und flexiblere Handelsregeln für einkommensschwache Länder schaffen, die es ihnen ermöglichen, stärkere lokale Ernährungssysteme aufzubauen.

Irrtum 7: Die Gender-Diskussion lenkt uns davon ab, dafür zu sorgen, dass alle genug zu essen haben.

Wirklichkeit:

Ohne Geschlechtergerechtigkeit wird es kein nachhaltiges Ende des Hungers geben. Wenn wir den Hunger und die ihm zugrunde liegende Ungleichheit beenden wollen, müssen wir echte und radikale Maßnahmen für Frauenrechte ergreifen.

Irrtum 8: Um die doppelte Krise von Klimawandel und Hunger zu bewältigen, sind High-Tech-Lösungen im Agrarsektor erforderlich.

Wirklichkeit:

Lösungen gibt es bereits. Mit den richtigen politischen Entscheidungen können sie für die Bäuer*innen erschwinglicher und verfügbar werden. So würden die Bäuer*innen bei der Eindämmung der Klimakrise und der Anpassung an sie erheblich unterstützt. Gleichzeitig wäre die Ernährungssicherheit für alle gewährleistet.

Irrtum 9: Hunger ist einfach eine unvermeidliche Folge von Konflikten und Kriegen. Wir können nichts dagegen tun.

Wirklichkeit:

Selbst in Konflikten gibt es ein Recht auf Nahrung. Märkte und Nahrungsmittellieferungen sind durch internationales Recht geschützt. Es gibt Lösungen zur Durchbrechung des tödlichen Kreislaufs aus Konflikten und Hunger. Wir sollten sie fördern und gemeinsam auf Frieden als integralen Bestandteil zur Überwindung des Hungers hinarbeiten.

Irrtum 10: Die Mittel sind begrenzt, daher müssen wir schwierige Entscheidungen treffen, wohin die Unterstützung fließen soll.

Wirklichkeit:

Es gibt mehr als genug Geld, um auf alle Krisen zu reagieren, wenn Milliardär*innen und Unternehmen angemessen besteuert werden.

Mehr über die Hintergründe könnt ihr hier lesen.

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Die Organisation EKO fordert die Europäische Kommission auf, ein Verbot der Spekulation mit Nahrungsmittelrohstoffen einzuführen. Denn hinter den massiven Preissteigerungen für unsere Lebensmittel stecken in Wirklichkeit profitgierige Finanzinstitutionen. Sie spielen mit den Preisen von Agrarrohstoffen, wie zum Beispiel Mais und Weizen, in der Hoffnung, schnell hohe Gewinne zu erzielen. Hier kann die Petition unterschrieben werden.

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Oxfam

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