Vertreibung aus dem Paradies Die Logik des Geldes ...
Vertreibung aus dem Paradies Die Logik des Geldes ...
Brennstoff Nr. 67 | Brennstoff Redaktion | 31.07.2024 | 3 Minuten

Im kollektiven Gedächtnis der Maasai werden Erinnerungen an 1959 wach. Damals mussten die Halbnomaden die Serengeti räumen und sich in der NCA (Ngorongor Conservation Area) neue Dörfer errichten. Sie wurden mit ihren Rindern als Bedrohung für die Natur gesehen, obwohl es genau die Maasai waren, die niemals jagten und so dieses Naturparadies mit all den wilden Tieren erhalten hatten.

Die Serengeti sollte weder bewohnt noch bewirt­schaftet werden. In der NCA aber könnten die Massai dauerhaft Heimat finden, lautete das Versprechen.**

1973 konnte ich mit Dr. Watschinger, er war Arzt im Maasai-Land, noch Maasaifamilien im Ngorongoro Krater besuchen. ­Neben ihnen, oder präziser gesagt, - MIT ihnen ­lebten im Krater die Elefanten, die Nashörner, die Löwen und Leoparden, Giraffen; unzählige Gnus und ­Zebras und zauberhaft tanzende Gazellen. Ein unfassbares Paradies. Längst sind sie aus dem Krater vertrieben. Denn der Krater ist ein teurer Hot­spot des Wildlife Tourismus. Logik des Geldes.

Doch dieses Versprechen zählt nicht mehr. Tansanias Regierung unter Präsidentin Samia Suluhu Hassan beruft sich auf eine Studie von 2019, die die Massai ­wieder als Gefahr einstuft: Die wachsende Bevölkerung, immer größere Herden und die zunehmende Landwirtschaft zerstörten das Ökosystem, heißt es. Die Übernutzung bedrohe das auch für den Tourismus so wertvolle Schutzgebiet.**

Weil die meisten Massai freiwillig nicht weichen wollen, setzt der Staat jetzt auf schleichende Repression.Der Betrieb der Grundschule werde systematisch runtergefahren, Lehrerinnen von der Regierung einfach abgezogen. Das örtliche Krankenhaus ist nur noch eine kleine Krankenstation.

Ich habe 1973 beim Bau von genau diesem Krankenhaus mitgeholfen. Ab 2006 haben wir es mit unseren Spenden­geldern unterstützt. In dieser Zeit war es ein kleines, aber feines Krankenhaus. Es versorgte zehntausende Menschen im Umkreis von mehr als 50 km.

Dem Flying Medical Service, eine Nichtregierungs­organisation, die die Massai ärztlich betreut und Patient:innen in Notfällen auch ausfliegt, wurde die Flugerlaubnis gestrichen.**

Vor zehn Jahren ist Pat Patten, der Gründer vom Flying Medical Service, mit seiner Cesna abgestürzt. Pat hat den Absturz nahezu unverletzt überlebt. In ­wenigen Wochen hatten wir mit unserer GEA und brennstoff-Community das Geld für einen neuen (alten) ­Gebrauchtflieger beisammen. So konnte Pat sein Service (die Hilfe kommt vom Himmel) ­fortsetzen.

Nun, - der Tourismus bringt Geld. Richtig viel Geld. Die Maasai leben in Einklang mit der Natur - wie vor Jahrhunderten. Nun sollen sie weichen.

Achtung: die Regierung, die bei der Vertreibung ­Regie führt, weiß, dass Tourismus nur dann florieren kann, wenn die „reiche Welt“ kommt. Wenn aber aus der reichen Welt ein lauter Protest kommt, dann hat das Wirkung.

Drum bitte, - unterschreibt diese Avaaz-Petition. Mehr als 3 Mil­­li­onen Menschen haben schon unterschreiben. Bitte du auch. Im Namen der Maasai Community danke ich Euch im Vorhinen. Herzlich, Heini

** Das kursiv gesetzte entstammt einem Artika von Tobias Schwab, erschienen in der Frank­furter Rundschau. Danke Tobias Schwab für die Erlaubnis.

Mit unseren Spendengeldern unterstützen wir Gemeinschafts-dienende Projekte in Afrika. Hier kannst du Spenden und mehr Infos darüber einsehen: Heini für Afrika

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