Schau dir dieses Bild einmal genauer an. Welch unfassbarer Zauber?
Wunderbar, - und wie zum Hohn heißt die Pflanze, von der dieser Samen stammt, die „gewöhnliche“ Waldrebe. Aristoteles sagte einmal, das Staunen sei der Anfang des Denkens. Offenbar will die Natur uns beim Staunen helfen. Nun nehmen wir einmal an, Aristoteles hätte recht, dann könnte uns ja das Staunen zum Denken bringen. Ich spüre, dass ich es fest glaube, dass durch das tiefe Berührtsein ein ganzer Prozess in Gang gesetzt wird – vom Staunen, - zum Denken, - zum Handeln. Wenn dieser Prozess tief in unserem Inneren verwurzelt ist, dann sind wir nicht mehr so leicht lenkbar, und sind viel eher bereit das Schöne zu verteidigen.
Aus dem Samen der „gewöhnlichen Waldrebe“ wird eine Waldrebe. Der Samen kann gar nicht anders als seiner Bestimmung zu folgen. Er kann nur werden, was in ihm steckt.
Wie ist das wohl beim Menschen? Meister Eckehart, mein „Lieblingsmystiker“ sagt, mit der Geburt werden uns göttliche Samen ins Herz gelegt, deren einziges Ziel es ist, das zu werden, was in ihnen steckt. Nun, - welche Samen meint er? Eckehart redet viel von Gott, aber auf der anderen Seite sagt er, „Gott gibt es gar nicht, es sei denn in dir“. Und dann nennt er die Namen dieser Samen, die uns schon mit der Geburt ins Herz gelegt sind. Sie heißen Gerechtigkeit, Weisheit, Wahrheit, Liebe, Lebendigkeit und er erklärt, dass diese Samen nur durch unser Leben aufgehen können. Er geht weiter, denn er meint, wir müssten diese göttlichen Fähigkeiten gar nicht lernen. Sie sind uns tief ins Herz gelegt. Ohne es lernen zu müssen, wissen wir es. Der Lügner weiß, dass er lügt. Der Ungerechte weiß, dass er ungerecht ist. Die Lebendigkeit sitzt in jeder/jedem von uns. Und diese Lebendigkeit will nichts anderes als leben. Richtig leben.
Meister Eckehart meint,
die Ruhe sei unabdingbar,
um mit diesem Seelen- oder Herzensgrund in Kontakt zu kommen. Oft habe ich das Gefühl, dass wir es selber im Alltag spüren, dass durch die permanente Ablenkung der Kontakt zu diesen „Urkräften“ verloren geht, und dass wir so schwach und schwächer werden, und in der Folge der Zerstörung der Natur, der Mitmenschlichkeit und der Solidarität wie gelähmt, meist tatenlos zuschauen.
Zum Staunen ist der Samen der gewöhnlichen Waldrebe. Zum Staunen bist auch du, und vielleicht auch ich. Vor uns allen liegt noch eine Lebensspanne, und es liegt an uns, welche Samenkörner in uns noch aufgehen können. Ohne Zweifel steckt in jeder/jedem von uns was Einzigartiges. Darauf ist Verlass.
Aber wie gehen wir s an?
Z. B. so: „Folge deinem Herzen, auch wenn es dich vom Pfad ängstlicher Seelen fortführt. Verhärte nicht, auch wenn dich das Leben einmal quält; denn es gilt nichts außer dieses: das Leben zu lieben.“
Der Biologe und Philosoph, Andreas Weber, sagt, dass es in der Biologie einen Paradigmenwechsel gäbe. Weg vom mechanistischen Weltbild zum lebendigen. Jede Zelle, absolut jede, folgt der Sehnsucht zu leben.