Nobelpreis
Nobelpreis
Brennstoff Nr. 61 | Heini Staudinger | 30.01.2024 | 2 Minuten

für mutigen „Gebrauch“ der Meinungsfreiheit.

Am Morgen vom 8. Oktober 2021 rief er seine Mutter an und sagte: „Mama, wir haben den Nobelpreis“. Die Mama antwortete: „это мило“ [eto milo] – auf Deutsch: „Subba“.

Bei der Verleihung des Friedensnobelpreises schloss Dimitrij Muratow seine Dankesrede mit folgenden Worten: „Lasst uns bitte aufstehen, um in einer Schweigeminute meiner und Ressas Reporter-Kollegen zu gedenken, die für diesen Beruf ihr Leben gegeben haben. Lasst uns diejenigen unterstützen, die heute unter Verfolgung leiden.“ Schweigeminute. „Ich möchte, dass Journalisten alt sterben.“

Eins im Spirit
Die beiden Journalisten, Maria Ressa von den Philippinen und Dmitrij Muratow aus Russland, erhalten in diesem Jahr den Friedensnobelpreis, weil sie, ungeachtet der Drohung der Mächtigen, Unrecht aufgezeigt und ihre Meinung und ihre Haltung offen vertreten haben. Muratow begann seine Journalistenlaufbahn bei der Komsomolskaja Prawda. Da er mit deren Redaktionspolitik nicht einverstanden war, gründete er eine eigene Zeitung, die ab 1993 täglich erschien. Vom „Komitee zum Schutz von Journalisten“ wurde seine Zeitung schon 2007 als „einzige wirklich kritische Zeitung mit nationaler Reichweite“ bezeichnet.

„Es ist ironisch, dass wir in der heutigen Welt mehr Presse und mehr Informationen haben, als die Welt je erlebt hat“, sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees in Oslo, Reiss-Andersen. „Gleichzeitig sehen wir den Missbrauch und die Manipulation der freien Presse und des öffentlichen Diskurses, etwa bei Fake News.“ Der Nobelpreis werde die Probleme nicht lösen, mit denen Journalisten und die Meinungsfreiheit konfrontiert seien. „Aber wir hoffen, dass er Licht auf die Bedeutung der Arbeit von Journalisten wirft, und auch darauf, wie gefährlich es ist, die Meinungsfreiheit auszuüben – nicht nur an Orten, die derzeit Krieg und Konflikt erleben, sondern wirklich überall auf der Welt.“ (orf online, 28.12. 2021)

Wir brauchen guten „Brennstoff“ für einen offenen Diskurs auch im deutschsprachigen Raum. Die Meinungsfreiheit ist ein hart erkämpftes Recht. Es braucht mutige Menschen, die dieses Recht verteidigen. Auch bei uns. Denn Meinungsfreiheit ist das wichtigste Werkzeug der Demokratie. Die Mächtigen, egal welcher Farbe, brauchen Kontrolle. Wir brauchen auch im Deutschsprachigen einen „Nobelpreis für Meinungsfreiheit“. Wer stiftet ihn? AUDIATUR ET ALTERA PARS – auch die andere Seite muss gehört werden.

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