Natura sanat. Medicus curat.
Natura sanat. Medicus curat.
Brennstoff Nr. 60 | Heini Staudinger | 01.02.2024 | 8 Minuten

Die Natur heilt. Wir müssen sie lieben und pflegen.

Books for Trees – Die „Baum-Schulen“ haben wieder geöffnet!

Nach mehr als einem Jahr Lockdown sind die Schulen in Kenia seit Juni wieder offen. Endlich. Books for Trees – 30 Schulen machen schon mit. In jeder dieser Schulen gibt es Schulgärten und eine Baumschule, – die SchülerInnen ziehen die Bäumchen auf, dafür gibt es dann die Schulbücher gratis. Alle sind mit Begeisterung dabei. Die Kinder, die Lehrer und auch die Leute in den Dörfern.

Ein Modell für unsere Schulen?

Bernhard Wagenknecht, der Initiator dieser Projekte, schreibt: „Was uns ganz besonders freut: viele unserer Schüler haben im Lockdown zuhause ihr erworbenes Wissen umgesetzt und selbst mit kleinen Baumschulen und Waldgärten begonnen. Das zeigt, dass unser Einsatz Früchte trägt!“

GEA = Mutter Erde. „GEA-Universität”

Eine vernünftige Landwirtschaft – auch in den Tropen! Direkt am Viktoriasee, in Sori, Kenia, entsteht was Wunderbares. Auf der Golgotha Muster-Farm wird auf 2,5 ha Agro-Forstwirtschaft betrieben. D.h. Forstbäume wachsen gemeinsam mit Obstbäumen und Obststräuchern, den verschiedensten Frucht-, Blatt- und Wurzelgemüsen auf einer Fläche. Miteinander bilden sie einen essbaren Wald, der der Hitze viel besser standhalten kann. Schon auf kleinen Flächen kann mit dieser intensiven gartenbaulichen Methode eine erstaunliche Ernte erzielt werden. Die Bauern der Umgebung staunen. Sie möchten „das“ auch. Sie kommen um zu lernen.

Lernen - der Weg zur Lösung.

Für diese Anbaumethode muss man das Zusammenspiel der Vielfalt der Organismen in der Natur verstehen. Dieses Zusammenspiel gilt es zu fördern. Hier bekommen die Bauern nicht nur fachliche Unterstützung, sondern auch Saatgut, Setzlinge, Kompostwürmer, Jungtiere etc. Die Golgotha Farm ist Teil eines sich gegenseitig unterstützenden Netzwerkes welches die Kleinbauern in ihrem Bemühen, ökologisch zu wirtschaften stärken will. Denn es sind die Kleinbauern, die die Welt ernähren, nicht die Agrarindustrie!

Rusinga Island, Viktoriasee, Kenia. Die Insel ist (war?) von völliger Vegetationslosigkeit bedroht. Doch die Selbsthilfe-Gruppe Badilisha (badilisha heißt Wandel) wollte nicht zuschauen und errichtete hunderte von Steindämmen. Kilometer um Kilometer. Die Steindämme müssen Erdreich und Wasser zurückhalten, um letztendlich die Vegetation zurückzuholen. Es geht voran. 100.000 Bäume sind schon gesetzt und die ForstwächterInnen passen auf, dass alles gut geht. (Übrigens: die 15 ForstwächterInnen tragen alle Waldviertler, – die werden dort in den Felsen und Steinen richtig hart hergenommen. Da freuen sich die Waldviertler und die Ranger freuen sich auch.)

Books for Trees unterstützt – in Kooperation mit der Uni Nairobi – mit Knowhow und Vernetzung, damit die harte Arbeit genau dort getan wird, wo es sinnvoll ist und am meisten Wirkung zeigt. Gemeinsam mit der Bevölkerung werden Nutzungskonzepte erarbeitet. Wo immer es geht, werden Waldgärten angelegt, die die Hänge vor weiterer Erosion schützen.

Eines Tages werden sich die 30.000 Einwohner der Insel über ein grünes Paradies freuen können. Sie werden der Selbsthilfe-Gruppe Badilisha dankbar sein und ein bisschen auch uns, denn wir unterstützen – mit eurer Hilfe – die Wiederbegrünung der Welt.

Hongera Hongera

Ohne jemals in Afrika gewesen zu sein, schmiss Bernhard all seine privaten Ersparnisse, zusätzlich auch noch eine kleine Erbschaft, in die Waagschale (eine beträchtliche Summe / /er will nicht, dass ich sie nenne), weil er unbedingt wollte, dass dieses Projekt „was“ wird. Bernhard Wagenknecht und Richard Barabara lernten einander vor zwanzig Jahren in Wien im Kirchenchor kennen. Bernhard, - ein leidenschaftlicher Biologe an der Gartenbauschule Schönbrunn, Barabara, - ein Geistlicher in Afrika. Miteinander schmiedeten sie den Plan einer Wiederbegrünung in Barabaras Wirkungskreis in Kenia. Bernhard brachte all sein Wissen und sein Know-how ein, Barabara kämpfte in Kenia um die Umsetzung vor Ort.

Um Himmels Willen!

Als mir Bernhard zum ersten Mal von dieser Geschichte erzählte, da dachte ich mir „um Himmels Willen!“ Wie soll sich so ein Projekt aus der Ferne steuern lassen?

BIO heißt: Leben

Jetzt, nach fünfzehn Jahren, staune ich. Es ist unfassbar, was in diesen wenigen Jahren alles aufgegangen ist. Ich sage nicht, dass alles gelungen ist (alles gelingt nie, - auch nicht bei uns, auch nicht in unserer Firma), aber die Ergebnisse können sich, im Sinne des Wortes, sehen lassen. Hunderttausende Bäume wurden gepflanzt (books for trees), die Musterfarm Golgotha wird mehr und mehr eine Schulungsstätte für Forstwirtschaft und biologischen Landbau, und auf der Insel Rusinga wachsen unzählige junge Bäume und haufenweise essbare Früchte der Wiederbegrünung.

HONGERA heißt: gratuliere!

Bernhard, natürlich bist du ein bisschen verrückt. Und doch ist es so, ich meine das in der Tiefe meines Herzens, dass deine Selbstlosigkeit und dein bedingungsloser Einsatz der wertvollste „Dünger“ für diese Projekte ist. Hongera Bernhard. Hongera Barabara.

Oh ja. Unsere/Eure Spenden sind auch ein wertvoller „Dünger“ für diese Projekte. So gesehen ist es auch für uns eine Freude, wenn die Saat in dieser Weise aufgeht. P.s. Manchmal denke ich, da könnten wir (die ach so gscheiten EuropäerInnen) auch so manches lernen. Denn es macht allen Freude an einer sinnvollen Aufgabe kräftig mitzuarbeiten.

David gegen Goliath

Goliath: Das ist die weltweit verflochtene Agroindustrie, die milliardenschweren Pestizid-, Düngemittel-, Saatgut- und Gentechnikkonzerne wie Monsanto & Co., dazu die Massentierhalter, Fleischfabrikanten, Großgrundbesitzer und Landmaschinenhersteller. Doch trotz ihrer gigantischen Größe erzeugen sie nur etwa 30 Prozent der globalen Lebensmittel.

Es ist der kleine David, der mit rund 70 Prozent den Hauptteil der Welternährung stemmt: bäuerliche Familienbetriebe, Kleinbauern und GärnterInnen. Viele wirtschaften ökologisch, aus Überzeugung oder auch aus Geldnot, weil sie teuren Kunstdünger nicht kaufen können. Sie beackern kleine und kleinste Subsistenzflächen, ständig bedroht von Wetterextremen, Landraub, korrupten Regierungsbehörden und Agrogiften ihrer Nachbarn.

Es gibt richtig viel zu tun

Der Klimawandel schreitet voran. Wir spüren alle, dass zu wenig geschieht. Dieses Buch zeigt viele Möglichkeiten, wie wir uns sinnvoll einbringen können. Antonovsky sagt in seiner Salutogenese, für die Gesundheit sind drei Bedingungen wesentlich:

1.: die Welt irgendwie zu verstehen.
2.: in dieser Welt aktiv sein zu können/zu dürfen.
3.: das eigene Handeln in einem sinnhaften Zusammenhang zu erleben.

Tristan, mein Freund

Tristan Toe, mein Freund, ist in Mali aufgewachsen. Er lebt jetzt mit seiner Familie im Waldviertel. Er hat, so sagt man doch, einen „grünen Daumen“. In seiner Biolandwirtschaft explodiert die Natur. Prächtigstes Gemüse in einer Vielfalt und Pracht, dass einem die Spucke wegbleibt. Tristans Familie kam ursprünglich aus Burkina Faso. In den 1930iger Jahren wurden sie von den Kolonialisten nach Mali zwangsübersiedelt, da die Franzosen für die großen Reisplantagen entlang vom Nigerfluss Arbeitskräfte brauchten. Die Großmutter von Tristan brachte 13 Kinder zur Welt. Elf von diesen 13 Kindern kamen durch Malaria um. Nur zwei überlebten. Einer von den zwei Überlebenden wurde der Vater von Tristan.

Letzten Februar waren wir, Tristan und ich, gemeinsam in Mali. Tristan hat mit unglaublichem Einsatz Beispiele für eine lebendige Landwirtschaft vorgezeigt. Dabei ging s ganz wesentlich auch um Artemisia*. Der Onkel von Tristan hat Artemisia Samen nach Hause mitgenommen. Die Saat ist gut aufgegangen und jetzt, 10 Monate später, gibt s gute Nachrichten. In der großen Familie seines Onkels Nandu Toe gab es im heurigen Jahr keinen einzigen Fall von Malaria.

Nobelpreis für ein Heilkraut

*Artemisia Annua ist ein altbewährtes Hausmittel gegen Malaria. 2015 wurde der Medizin-Nobelpreis der chinesischen Ärztin, Dr. You You Tu, verliehen. Zum ersten Mal war der Wirkstoff einer Heilpflanze – Beifuß (isoliertes Artemisinin) – Gegenstand der Ehrung. Dr. Tu folgte in ihren Untersuchungen dem uralten Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), um schließlich ein hochwirksames Mittel gegen Malaria zu finden, bzw. um altes Wissen mit modernen Methoden zu bestätigen.

ARTEMISIA IN „UNSEREN“ PROJEKTEN

  • auf der Golgotha Farm in Sori
  • im Projekt BADILISHA auf der Insel Rusinga
  • in den Gemeinschaftsgärten im Süd-Sudan
  • Nicole Herout in Uganda
  • Artemisia als Gegenstand einer großen wissenschaftlichen Untersuchung am Viktoriasee
  • in unserem Garten in der Waldviertler Schuhwerkstatt
  • in Tristans Garten und auch auf der Farm von seinem Onkel in Burkina Faso

Drollig

1973. Eine große Herde Nilpferde, ziemlich nahe, unweit unseres Weges. Wir waren damals so blöd, dass wir nicht einmal wussten, dass Nilpferde richtig gefährlich sein können. Für uns waren sie nur drollig. Als wir diese Herde sahen, fuhren wir mit den Mopeds fröhlich auf sie zu. Wir schreckten sie auf und sie ergriffen galoppierend die Flucht. Wir hinter ihnen her. Die Mopeds gingen damals ziemlich gut. Rund 40 km/h und vor uns die Nilpferde. Es war richtig lustig, der helle, fast rosige Bauch, der im Galopp so schön sichtbar wurde. Und wir, – hinter ihnen her – und dann, – plötzlich, – galoppierte die ganze Herde, ein Koloss nach dem andern, ungebremst in einen großen Wassertümpel. Wir mussten richtig scharf bremsen, um nicht bei den Nilpferden im Tümpel zu landen.

Zum Hunderter wünsch ich mir …

Leopodine Anibas aus Litschau, im nördlichen Waldviertel: „Zum 100. Geburtstag wünsch ich mir einen Brunnen in Burkina Faso.“ Ihre Tochter Andrea berichtete, „meine Mutter sieht nicht mehr und sie hört schlecht. Geistig aber ist sie völlig klar. Sie interessiert sich dafür, was in der Welt passiert.“

Solang Leopoldine kann, will sie das Geschick der Welt beeinflussen. Sie meinte, „Der Brunnen hat Bestand, auch dann wenn ich einmal nicht mehr da bin.“ Darüber freut sie sich.

AFRIKA-SPENDENKONTO lautend auf:
Heinrich Staudinger für Afrika
Kennwort MORGENRÖTE
IBAN AT18 3241 5000 0000 1370
BIC RLN WAT WWO WS

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