1996. Der erste Kongokrieg beginnt. Der Anfang einer endlosen Kette von Kriegen. Unsere Medien bericht(et)en (fast) gart nix. Die Bevölkerung leidet. Doch es herrscht ein Zustand völliger Straflosigkeit. Die Verbrechen des Krieges werden juristisch nicht verfolgt. In diesem Konflikt geht’s um eine der entscheidenden wirtschaftlichen Verteilungsschlachten im Zeitalter der Globalisierung, denn hier liegen die wichtigsten Vorkommen zahlreicher High-Tech-Rohstoffe.
Im Januar 2020 unterzeichnete Glencore einen Vertrag mit Samsung über Kobaltlieferungen von 21.000 Tonnen in den nächsten vier Jahren. Im Juni 2020 garantiert Glencore Tesla 6.000 Tonnen Kobalt pro Jahr für die Giga-Fabriken in Shanghai und Brandenburg.
In den Kongokriegen wurden in den letzten 25 Jahren mindestens 6 (in Worten: sechs!) Millionen Menschen ermordet. Der Grund ist „banal“. Keine Gegend der Welt hat mehr Bodenschätze. Nicht nur die High-Tech-Rohstoffe, sondern auch Gold, Diamanten, Kupfer u.a. Diese Schätze spülen jede Menge Geld in die Taschen der Kriegsparteien. Viel Geld – viel Waffen. Viele Waffen – viel Tod. Der Reichtum könnte „blühende Landschaften“ erstrahlen lassen, im Kongo finanziert er den opferreichsten Krieg seit dem 2. Weltkrieg und die Welt schaut zu. Nein, „zuschauen“ stimmt nicht. Die Welt schaut nicht einmal hin.
2015. Da es im Kongo kein funktionierendes Rechtssystem gab/gibt, hat der Schweizer Regisseur Milo Rau das Kongo Tribunal – im Kongo – als Theater aufgezogen und von diesem Tribunal einen Dokumentarfilm geschaffen, der 2017 in die Kinos kam. Jetzt schaut die Weltöffentlichkeit endlich hin. Der Film zeigt die Wirklichkeit. Die Zeugen sind wirkliche Zeugen von wirklichen Massakern. Der Richter, der Staatsanwalt, die Verteidiger und die betroffene Bevölkerung verhandelten die Mördereien, wie ein ordentliches Gericht es sollte. Das Tribunal war quasi „nur“ eine Theateraufführung. Allerdings eine mit großer Wirkung. Unmittelbar nach dem Tribunal mussten zwei Minister im Kongo zurücktreten und in der Schweiz gelang es, dass die Bundesanwaltschaft eine Strafuntersuchung gegen Glencore einleitete.
Glencore, der weltgrößte Rohstoffhändler mit dem Firmenhauptsitz in Baar, im Kanton Zug. Weltweit beschäftigt der Konzern mehr als 145.000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz 2020 betrug 142 Milliarden USD. Die Nichtregierungsorganisation Erklärung von Bern (jetzt: publiceye.ch) wirft dem Konzern vor, seine Geschäftsbücher durch erhöht ausgewiesene Betriebskosten und unrealistisch tiefe Rohstoffpreise zu manipulieren, um dadurch in den Entwicklungsländern keine Abgaben oder Steuern zahlen zu müssen.2021.
Die meisten von uns „brauchen“ wenig Gold und kaum Diamanten. Wir alle aber „brauchen“ Coltan, denn es steckt in jedem Handy. Immer wieder ein neues. Immer wieder das Neueste. Das „alte“ landet am Müll. Der Bedarf wächst rasant. Auch in jedem Elektroauto steckt Coltan.
Dezember 2021. Während ich hier am Afrika-Brennstoff arbeite, – oder du jetzt gerade diese Geschichte liest, läuft im Kongo die Fortsetzung vom Kongo Tribunal in der Bergbauregion Kolwezi, wo der Bergbaugigant Glencore zwei der größten Kobaltminen der Welt betreibt. Dieses Weltwirtschaftsgericht untersucht – unter Einbeziehung von internationalen und lokalen Jury-Mitgliedern – die Verantwortung von politischen Eliten und multinationalen Konzernen in einer Reihe von groben Menschenrechtsverletzungen, von Fällen gigantischer Umweltverschmutzung und unfassbarer Korruption.