Wir sind eine Menschheitsfamilie. Es gibt nur diese eine.
FELWINE SARR. Der senegalesische Sozialwissenschaftler, Autor und Musiker will das übliche Afrika Bild „Dunkler Kontinent“, „Elendsgebiet“ oder „Rohstofflager der Welt“ transformieren. Dieses Bild steckt nicht nur in den Köpfen der Weißen, es behindert auch die Entwicklungsperspektiven Afrikas. Zurecht kritisiert er die europäische Denke, die nicht nur in Afrika Unheil gebracht hat; nein, denn dieses technozentrierte Denken treibt den ganzen Erdball an den Rand des Abgrunds
DER ZORN stieg in mir auf, als ich im Internet die Handelsbeziehungen der EU mit Afrika recherchierte. Mit hohen Subventionen produzieren wir in Europa gigantische landwirtschaftliche Überschüsse, die für den Export von der EU noch einmal subventioniert werden. Mit Dumping Preisen ruinieren wir in Afrika die lokale Landwirtschaft. Dieser Handel ist ein schreckliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Zum Nutzen weniger, zum Schaden vieler. Egoismus im Handel schafft Elend. Geschwisterlichkeit schafft Frieden und Freundschaft.
Sarr meint, es sei an der Zeit zum ursprünglichen Sinn des Menschseins zurückzufinden. – Damit meint er alle. Auch uns. – Dabei können afrikanische Werte hilfreich sein. Afrika muss die Rolle seiner Kultur neu überdenken. Kultur als Suche nach Zwecken, nach Zielen und Gründen, überhaupt zu leben. Als Verfahren, um dem menschlichen Abenteuer einen Sinn zu verleihen. Um Kultur in diesem Sinn zu verwirklichen, bedarf es einer radikalen Kritik all dessen, was in den heutigen afrikanischen Kultuen die Menschheit und die Menschlichkeit eindämmt, behindert, begrenzt oder herabsetzt. Zugleich aber müssen bestimmte afrikanische Werte rehabilitiert werden. Werte wie Würde, Gemeinschaftlichkeit, Gastfreundschaft, Bescheidenheit …
Es gilt, den tiefgreifenden Humanismus der afrikanischen Kulturen zutage zu fördern und zu erneuern. Die Revolution, die es auf den Weg zu bringen gilt, ist eine spirituelle. Und es scheint uns, dass die Zukunft der Menschheit von ihr abhängig ist. Am Tag der Revolution wird Afrika, wie zur Zeit der ersten Morgenanbrüche, wieder das spirituelle Zentrum der Welt sein.
LALA SALAMA SANA MAMA
oder Die schlaue Mama Sambona-Als ich in Ostafrika anfing Kisuahili zu lernen, genoss ich schnell den Sound und den Klang dieser Sprache. Lala salama – guten Abend. Lala salama sana mama könnt man übersetzen mit – „Gnädige Frau, ich wünsche ihnen einen recht schönen Abend“, es könnt auch heißen „schlaf recht gut meine Freundin.“ Musik in der Sprache, Musik im Dorf, und mittendrin „die schlaue Mama Sambona“. Sie ist die Königin auf der Insel Ukarewe. Sie wohnt nicht im Schloss, sondern in einem einfachen Holzhaus. Ihre Begründung „ich brauche frische Luft“ und diese Luft nährt sie mit Lebendigkeit und Weisheit. Als dann eines Tages der Tod bei ihr vorbeikommt, meint sie lapidar „komm doch später wieder vorbei“ und als er dann zum dritten Mal bei ihr auftauchte, das … Das – bitte – müsst ihr selber lesen … doch eines ist klar … Leben und Lebendigkeit sind unbesiegbar.