Ich bin, weil du bist
Ich bin, weil du bist
Brennstoff Nr. 68 | Heini Staudinger | 11.12.2024 | 3 Minuten

„Ich bin, weil wir sind“. Ubuntu, - eine Lebensphilosophe im sülichen Afrika.
Übrigens, das Linux-Betriebssystem Ubuntu, eine Gemeinschaftsentwicklung einer Programmierer-Community, ist eines der bekanntesten Linux-Systeme und wird weltweit geschätzt.

Osotua, wörtlich übersetzt heißt OSOTUA Nabelschnur, die in der Not rettet. Osotua geht so: Wenn ich dich bitte, und du kannst mir helfen, dann musst du mir helfen.

Ein Beispiel: Mein Kind hat sich schwer verletzt. Die Operation kostet 1.000,- Euro. Ich geh zu dir und bitte dich, „Bitte hilf mir. Ich brauche für die ärztliche Versorgung meines Kindes 1.000,- Euro“ ... und, wenn du den erbetenen Betrag hast, musst du mir - ohne zu zögern - den gesamten Betrag geben. Du hast daraufhin kein Recht, dieses Geld jemals zurückzufordern. ABER, - mit diesem Osotua Akt bist du Teil dieser unendlich großen Familie. UND, - wann immer du in Not gerätst, hast du eben genau so das Recht, jeden Menschen deines Volkes zu fragen: „Bitte hilf mir“ und er wird dir helfen, egal, wie eng er es selber hat.

Ubuntu, eine Lebensphilosophie in den Ländern Afrikas, südlich der Sahara. Ubuntu bedeutet: „Ich bin, weil du bist.“ „Ich bin, weil wir sind.“ Desmond Tutu schreibt in seinem Buch „Keine Zukunft ohne Versöhnung“: „Ein Mensch mit Ubuntu ist offen und zugänglich für andere, fühlt sich durch andere bestätigt und nicht bedroht, sondern weiß um die Fähigkeiten und Güte anderer. Seine/ihre Selbstsicherheit rührt vom Wissen her, dass er oder sie einem größeren Ganzen angehört.“

Nelson Mandela erzählte einst eine kleine Geschichte, um Ubuntu näherzubringen. Er sprach von einem Reisenden, der durch die Weiten eines Landes reist. Sobald er in ein Dorf oder eine Stadt kommt, muss er nicht nach Essen fragen, sondern ihm wird einfach so Essen angeboten, genauso wie ein Schlafplatz und andere Dinge, die er braucht.

Genau das haben wir, Reinhold und ich, 1973 bei unserer großen Mopedreise (über 10.000 km durch Afrika) erlebt. Dieser Ubuntu Geist begleitete uns die ganze Reise lang.

Hier, in der Mitte vom Bild, sehen wir Reinhold, meinen Freund und Reisegefährten, mit einem sehr speziellen Regenmantel. ...

Kein Regen für viereinhalb Monate. In der zentralafrikanischen Republik kam endlich der von den Menschen längst ersehnte Regen. Trotzdem gab es am Markt keine Regenmäntel. Reinhold kaufte ein Plastiktischtuch, schnitt ein Loch für den Kopf hinein und fixierte mit einem Strick um den Bauch diesen „Regenmantel“.

Der Regenmantel. Wenige Tage später fuhren wir in den Kongo (damals Zaire). Es regnete leicht. Ich fuhr vorne und bemerkte nicht gleich, dass Reinhold nicht mehr hinter mir war. So drehte ich um und fand Reinhold, weinend auf der Straße liegend, umringt von unzähligen Menschen.

Was war geschehen? ... sein Regenmantel verfing sich in der Kette und riss ihn rücklings vom Moped herunter. Reinhold war nur leicht verletzt. Ein wahnsinniges Glück.

Danke Reinhold! Ich werde bis zum Ende meines Lebens für diese Reise mit Dir dankbar sein. (Reinhold nahm sich 1980 das Leben. Er sagte immer, dass diese Reise das Schönste in seinem Leben war. RIP)

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