JETZT - HIC ET NUNC
JETZT - HIC ET NUNC
Brennstoff Nr. 65 | David Steindl-Rast | 17.01.2024 | 4 Minuten

Das Leben findet immer nur HIER und JETZT statt

Die Ewigkeit ist keine lange, lange Zeit, die Ewigkeit ist das NUNC STANS, wie Augustinus sagt, das Jetzt, das steht! Das Jetzt, das nicht vergeht!

Beunruhigende Fragen

Es gibt viele Fragen. Doch nicht alle Fragen bewegen uns. Viele Fragen beunruhigen uns vielmehr. Und die Fragen, die uns beunruhigen, die lassen uns zum Stillstand kommen. Wir sind fast eingefroren von Fragen, die uns beunruhigen. Und die Furcht lässt uns erstarren. Die Fragen, die uns beunruhigen, haben meist mit der Vergangenheit zu tun oder mit der Zukunft. Das sind Fragen wie »Wie konnte so etwas nur geschehen?«, »Wie konnte ich nur das tun?«, »Wie konnte man mir das nur antun?« Oder Fragen über die Zukunft, »Was kommt da noch alles auf uns zu?« - Angstfragen sind es, die machen uns starr.

Die Fragen des Jetzt

Aber dann gibt es auch Fragen, die uns bewegen. Fragen, die uns in Bewegung setzen. Und das sind Fragen in der Gegenwart. Fragen, die wir nur in der Gegenwart stellen können. Nur in diesem Augenblick. Nur in dem Jetzt, auf das alles ankommt. Denn dieses Jetzt ist der Schnittpunkt der Zeit mit der Ewigkeit. Die Ewigkeit ist ja keine lange, lange Zeit, die Ewigkeit ist, wie Augustinus das definiert, das »Nunc stans« - das Jetzt, das steht! Das Jetzt, das nicht vergeht. Dieses Jetzt ist uns in jedem Augenblick geschenkt. Und in diesem Jetzt ist uns die Begegnung mit unserem großen und ewigen Du geschenkt. Wir aber sind meistens beschäftigt mit der Vergangenheit und mit der Zukunft. Wir sind abgelenkt durch die Zeit vom Jetzt. Das Jetzt aber ragt über die Zeit heraus, denn das Jetzt ist nicht eigentlich in der Zeit.

Die Frage am Morgen: – Wonach sehen wir uns

Die Frage am Mittag (Lebensmitte): – Wie können wir überstehen?

Die Frage der Lebensreife, des Herbstes, des Abends: – Woran reifen wir?

Die Frage für die Lebensneige, für den Winter, für die Nacht: – Was tröstet uns?

Jäger- und Sammler-Gesellschaften

... sind Gruppen, die keinen Gartenbau und keine Landwirtschaft kennen, sondern sich von wilden Tieren und Pflanzen ernähren. Tief im unberührten thailändischen Regenwald lebt ein solches Volk, die Maniq. Der Ethnologe Khaled Hakimi hat monatelang bei ihnen gelebt, um zu verstehen, wie ihr Miteinander funktioniert und welche Verhaltensweisen Menschen auf der ganzen Welt gemeinsam haben - oder auch nicht. Zum Beispiel die Dauer der Kindheit. „Bei den Maniq kann man mit sechs, sieben Jahren alles, was man können muss“, sagt Hakimi. Ganz im Gegensatz zu den Forschern, die sich abmühten, einen Windschirm aus Palmblättern zu machen, unter dem sie schliefen. Mit Hilfe der Maniq-Kinder haben sie es endlich geschafft; - sehr zur Belustigung der gesamten Gruppe.

David gegen Goliath:

Für Goliath zählt Natur nur in klingender Münze. Für die „Regenerativen“ aber geht es um ihren Erhalt und ihre Heilung, da sie sich nicht getrennt von ihr sehen. Für sie gehört letztlich alles zusammen: Boden, Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen, Tiere und Menschen. Sie setzen nicht auf größtmögliche PS-Zahlen ihres Maschinenparks, sondern verwenden angepasste Technik gemäß E. F. Schumachers Slogan „Small is beautiful“. Für sie zählt die Vermehrung des Lebendigen, nicht nur in den Böden, sondern in allen Ökosystemen. Ihr Motto könnte das von Albert Schweitzer sein, der „Ehrfurcht vor dem Leben“ empfand und für sich selbst definierte: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Oder der Satz, mit dem der inzwischen verstorbene Alternative Nobelpreisträger Hans-Peter Dürr „Nachhaltigkeit“ definierte: „Das Lebende lebendiger werden lassen“.

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ein Artikel von

David Steindl-Rast

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