Nun haben die finanzpolitischen Verschwörungspraktiker die Befürchtungen der »Verschwörungstheoretiker« weltweit als berechtigt erwiesen: Die globale Bargeldabschaffung ist in vollem Gange. Widerstand auf breiter Front formiert sich langsam – bislang noch zu langsam.
Gandhis enteignete Erben. Anfang November 2016 erlebte Indien über Nacht den größten Raubüberfall in seiner Geschichte. Eine Ausplünderung, wie sie Maharajas, arabische, mongolische und britische Invasoren zusammen in Jahrtausenden nicht geschafft hatten. Regierungschef Narendra Modi, ließ alle 500- und 1000-Rupien-Scheine aus dem Verkehr ziehen – 86 % der im Umlauf bef indlichen Gesamtwährung! Und in drei Jahren soll es, nach Modis Vorstellungen, so gut wie keine Bargeldtransaktionen auf dem Subkontinent mehr geben. Die Vision des asketischen Vegetariers, Nichtrauchers und Antialkoholikers – der sich anscheinend sonst nichts gönnt – heißt »Digital India«. Dazu gehört auch das »Project Aadhar« (auf Deutsch: »Unterstützung«), die biometrische Erfassung sämtlicher InderInnen, welches, 2010 begonnen, nun kurz vor dem Abschluß steht. Mehr als eine Milliarde Menschen wurden bereits erfasst und eingescannt. Jedem Individuum wurde eine 12-stellige Nummer zugeordnet, und datenmäßig mit Iris-Scan und den Abdrücken aller zehn Finger verknüpft. »Bis 2020 werden wir biometrische Zahlungen einführen«, kündigte Amitabh Kant, Chef der National Institution for Transforming India, in Davos stolz an, »damit wird nicht nur Bargeld unnötig, wir ersparen uns auch Geldautomaten, Debit- oder Kreditkarten.“
Und fügte im Interview, von der eigenen Courage sichtlich hingerissen, hinzu: »Each of us in India will be a walking ATM« ( Jede/r von uns in Indien wird zum wandelnden Bankomaten.) Überall auf dieser Erde schreitet die »Biometrisierung« der Bevölkerung voran. Ein Überblick zeigt: Je »dritter« die Welt, desto mehr per sönliche Körperdaten werden eingescannt!
EU gegen Euro – ein Jahrtausendmatch.
Aber auch der Euro, vor einigen Jahren noch als Symbol des EU-Zusammenhalts gefeiert, wird bereits Schritt für Schritt der »Demonetarisierung« unterzogen. Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Tschechien, die Slowakei, Polen, Bulgarien und Griechenland haben bereits Obergrenzen, teils mit empfindlichen Strafen festgesetzt. Geschäfte mit Euro-Echtgeld (dem verfassungsmäßig einzig zulässigen Zahlungsmittel!), die das Limit von 1.000 Euro überschreiten, werden etwa in der »Grande Nation« mit Bußgeld bis zu 15.000 Euro geahndet. (Darf ich das als reuiger Bargeldsünder dann beim Gericht in bar einzahlen?) Sanfter geht man in Skandinavien vor: Hier setzt man auf langsamen Entzug. In Stockholm nehmen nicht einmal mehr die Bettler Münzen an ...
Decashment&Biometrie – cui bono? Die globale Schuldenblase – 300 Billionen ( = 300.000 Milliarden US-Dollar) könnte unter Beibehaltung des Bargeld systems ganz schnell platzen. Dass sie bedrohlich anschwillt, ist an den Negativzinsen der Notenbanken abzulesen. So knöpfte die EZB den europäischen Kreditinstituten 2016 über eine Milliarde Euro »Strafzins« für Einlagen ab. Den können die Geschäftsbanken aber nicht an Normalverdiener oder Pensionisten weitergeben. Denn diese Hauptkundschaft würde sich ganz schnell darauf besinnen, dass es ja noch Sparschweine gibt. Ein stiller Bankrun wäre die Folge. Wie bequem, wenn Geld dann nur noch in Form von Daten in unbekannten Servern herumgeistert. Bargeldabschaffung bedeutet beliebig programmierbare Machtverhältnisse. Biometrisch dokumentiert.
Die »Finanzwirtschaft« balanciert derzeit noch viel riskanter am Rande des Abgrunds als beim Crash von 2007. Die Vision der Anti-Bargeld-Lobby: Permanente »Sozialisierung« von Spekulationsschulden auf Knopfdruck. Kapitalismus als unhackbare Bytokratie!
Erste Hilfe. Noch können wir, die erdrückende - obgleich fast schon erdrückte – Mehrheit, organisierten Widerstand leisten. Doch allein in Deutschland müssen sich noch zahlreiche Initiativen koordinieren und die immer noch unterinformierte Mehrheit für den Widerstand mobilisieren. Das »Recht auf Bargeld« in die österreichische Verfassung aufzunehmen, hilft allerdings im Ernstfall überhaupt nicht ... Es könnte jederzeit per EU-Erlass gekippt werden.
Die »erste Hilfe« gegen Bargeldenteignung hat Norbert Häring, Redakteur des »Handelsblatts«, schon vor Jahren propagiert. Sie ist simpel, wirksam und für alle KonsumentInnen – zumindestens in Österreich und Deutschland – unbeschränkt und ab sofort praktizierbar: Verwendet mehr Bargeld im Alltag! Nicht nur an den Supermarktkassen, sondern auch bei Zahlungen an Behörden. Sogar Finanzämter sind (noch) verpflichtet, Scheine und Münzen anzunehmen ...