Ein anderes Afrika schaffen
Ein anderes Afrika schaffen
Brennstoff Nr. 62 | Brennstoff Redaktion | 24.01.2024 | 5 Minuten

Helmut Buchegger: Von außen gesehen steht Afrika ständig am Rand des Abgrundes. Aber es ist ein Unterschied, wenn man den Kontinent von innen betrachtet und dessen Geschichte sieht. Der Kontinent ist reich an Lebensfreude und Bodenschätzen. Erforscher wie Livingstone, Stanley, Schweinfurth, u. a. berichteten, dass sie im 19. Jhd. Wohlstand und Reichtum antrafen, aber keine hungernden Menschen.

Es waren ausschließlich die Europäer, die sich auf dem Berliner Kongress (1884) Afrika aufteilten, Landesgrenzen ohne Rücksicht auf Volksstämme und Kulturen festsetzten und sich Afrika unterwarfen als wäre es ein unbewohntes und kulturloses Gebiet. Diese Kolonialmächte zerstörten die vorhandene Wirtschaftsstruktur und errichteten für viele Jahrzehnte (60 bis 130 Jahre) ein Wirtschaftssystem, das fremdbestimmt war und ausschließlich der Kolonialmacht diente.

Wenn heute Afrika arm ist, dann muss Europa auch die eigene Schuld daran eingestehen. Hilfe ist dann nicht nur Nächstenliebe, sondern wird eine Verpflichtung zur Wiedergutmachung früherer Ausbeutung und Verbrechen. Der Kontinent ist auch heute noch reich, wie wir am Interesse mächtiger Staaten an Afrika sehen. Es ist Zeit, dass sich der Kontinent selbständig entwickelt.

Afrika steht vor der Wahl zwischen der Neokolonialisierung durch Großfinanz, multinationale Konzerne und reiche Länder, oder der Entwicklung einer eigenen Wirtschaft, die die Ländern stärkt und zur Selbständigkeit führt.

Die Zerstörung der regionalen Strukturen war Voraussetzung für die Entfaltung der kolonialen Machtstrukturen. Diese Strukturen führen selbst heute noch zu Hunger - z. B. im Kongo. Kongo ist - ohne jeden Zweifel - eines der reichsten Länder der Welt. Reich an Bodenschätzen. Reich an Wald. Reich an gesunden, landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Der Wirtschaftskrieg um Bodenschätze hat sechs Millionen Menschen das Leben gekostet. Millionen sind im Land auf der Flucht. Das macht Landwirtschaft schwierig. Die Bergbaukonzerne sind so unendlich reich. Sie kaufen am Weltmarkt alles „was das Herz begehrt“ und zerstören mit Importen aus aller Welt die regionale Landwirtschaft. Folge: Hunger

Karl Polanyi

„Die Institutionen der Einheimischen zerbrechen angesichts der Tatsache, dass einer völlig andersartig organisierten Gemeinschaft die Markwirtschaft aufgezwungen wird. Arbeitskraft und Boden werden zu Waren gemacht, was wiederum nur eine Kurzformel für die Liquidation aller und jedweder kulturellen Institutionen in einer organisch strukturierten Gesellschaft darstellt. ACHTUNG In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verhungerten die Massen Indiens nicht deshalb, weil sie von Lancashire ausgebeutet wurden; sie gingen vielmehr deshalb in großer Zahl zugrunde, weil die indische Dorfgemeinschaft zerstört worden war.“

ACHTUNG Wir leben (noch immer) im Überfluss. Allerdings ist auch bei uns in den letzten Jahrzehnten die Regionalwirtschaft kaputtgegangen. Wir sind in fast allem abhängig geworden. Unsere Kolonialmächte heißen nicht Königin Victoria oder König Leopold II von Belgien. Sie heißen Amazon, Nestle, Unilever, H&M, .......... die Abhängigkeit ist die beste Basis für systematische Ausbeutung. Die Gewinner heißen: Digitalkonzerne, Big Pharma, Waffenkonzerne, Energiekonzerne.

Gartenbau im Südsudan

Ihr Beitrag zum Klimawandel ist nahezu Null. Viel kleiner kann der ökologische Fußabdruck kaum sein. Dennoch trifft sie der Klimawandel hart. Dürre und oder Hochwasser gefährden regelmäßig die Ernten.

Südsudan – in den letzten 60 Jahren 50 Jahre Krieg. Erdöl finanziert den Krieg. Denn Waffen gibt’s nicht gratis. Das heißt Ungeheure Flüchtlingsströme innerhalb des Landes.

Gandhi sagte einmal:

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ Bischof Taban, ein alter, beseelter Mann, beschritt diesen Weg und gründete das Friedensdorf Kuron, in dem Frieden gelebt wird. Dort haben sie Gemeinschaftsgärten zur Selbstversorgung angelegt und soeben wurde das neue Lagerhaus fertiggestellt, wo die Ernte geschützt gelagert werden kann. Der Bau von diesem Speicher wurde mit unseren (deinen/meinen/unseren) Spendengeldern finanziert.... wir sind froh und dankbar, dass dieses Projekt so erfolgreich ist. Ein Weg zum Frieden.

Wenn der Fisch im Wasser weint, sieht man seine Tränen nicht
Helmut Buchegger

Ein „normaler“ Maturant/Abiturient weiß von Afrika (fast) nix. In Wirklichkeit ist das ein Skandal, weil ein unglaublich interessanter, lebendiger Erdteil einfach ausgeblendet wird.

Helmut Buchegger war jahrzehntelang als Missionar in Zentralafrika. Er kennt Afrika wirklich von innnen und er erzählt davon in unzähligen interessanten Geschichten. Sein Buch beinhaltet auch einen Abschnitt afrikanischer Geschichte, die ein gebildeter Mensch einfach wissen sollte. Es hälfe einander besser verstehen zu können.

Entwicklungshifle ist imer nur bei Kleinprojekten erfolgreich, der Rest muss heißen: Kampf um globale Gerechtigkeit

David Goeßmann und Fabian Scheidler haben ein Buch genau zu diesem Thema herausgegeben. Es nützt nichts, - wenn wir in Zukunft Kriege und Flüchtlingsströme (mehr und mehr) vermeiden wollen, dann müssen wir das Thema „globale Gerechtigkeit“ ernst nehmen. Müssen sie in der Dringlichkeitsliste ganz nach vorne reihen, - zum Nutzen aller.... wenn wir sie nicht ernst nehmen, holt uns die globale Ungerechtigkeit immer wieder ein.

Lieber Heini,
ich habe euch heute 10.000 Euro für eure Afrika-Projekte überwiesen. Dazu möchte ich dir eine kleine Geschichte erzählen. Meine Mutter hatte als junge Frau den Traum, gemeinsam mit ihrem damaligen Freund, einem jungen Arzt, nach Afrika zu gehen, um dort nach dem Vorbild Albert Schweitzers ein Krankenhaus zu bauen. Das muss so um 1960 gewesen sein. Bald darauf haben sich aber meine Eltern kennengelernt und so begann eine neue Geschichte. Der genannte Arzt hat die Sache mit der Klinik tatsächlich durchgezogen und war bis an sein Lebensende in Afrika tätig. Für meine Mutter ist Afrika immer so etwas wie ein Sehnsuchtskontinent geblieben. Voriges Jahr ist sie mit 78 Jahren verstorben. Aus meinem Anteil der Verlassenschaft stammt nun diese Spende. Mir gefällt die Vorstellung, dass etwas aus dem Besitz meiner Mutter nun doch, Jahrzehnte später und nach vielen „Umwegen“, nach Afrika geht und dort Gutes bewirkt.
Möge es so sein!
Mit liebem Gruß aus Graz
Christian

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