Liebe Freundinnen, liebe Freunde!
Vor einem Jahr habe ich meinen kurzen Weihnachtsbrief mit einem Vers von Bertolt Brecht angefangen.
Der lautete: „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ Leider passt dieser Satz auch für unsere Zeit nur allzugut. Salar, einer unserer Mitarbeiter aus dem Norden Syriens, erzählt mir immer, was in seiner Heimat gerade los ist, - mit einem Wort eine „Katastrophe“.
Mit all diesen Nachrichten wächst ein Gefühl der Ohnmacht. Krieg. Krieg. Krieg. Dürre, Dürre und dort und da Hochwasser. Und wir, - irgendwo dazwischen. Das eine Mal sind wir dem Übel näher, das andere Mal ferner. Und die Ohnmacht ist da.
Dennoch dürfen wir uns von all den Nachrichten nicht die Schneid abkaufen lassen. In unserer
unmittelbaren Umgebung gibt es viele Möglichkeiten, wo wir als Mensch gebraucht und gefordert sind. Wenn wir diese Forderung an uns wahrnehmen und aktiv werden, dann wird auch das Ohnmachtsgefühl kleiner und wir merken, dass Weihnachten - die Menschwerdung - ein ständiger Prozess ist, in dem wir nicht ohnmächtiger Zuschauer, sondern Gestalter und Macher sind.
Für mich ist die Verbundenheit zu Afrika ein Glück.
Gerade in diesen „finsteren Zeiten“ sind diese Zeichen wichtig. Denn wann immer uns Menschwerdung gelingt, wird es ein bisschen heller.
Jeder Stern erinnert uns, - zu Weihnachten sagt man der Stern von Bethlehem - jeder Stern weist uns den Weg, Mensch zu werden, Mensch zu sein. In
diesem Sinn ist alle Macht bei uns.
Das meint im Ernst,
Euer Heini Staudinger