Editorial Brennstoff Nr. 51
Editorial Brennstoff Nr. 51
Brennstoff Nr. 51 | Heini Staudinger | 09.02.2024 | 3 Minuten

Liebe Freundinnnen, Liebe Freunde,

Ich kenne niemanden, der es cool findet, dass wir 5o Prozent der Lebensmittel wegwerfen. Ich kenne auch niemanden, der sagt, es sei okay, dass die Milliardenkonzerne keine Steuern zahlen, während die menschliche Arbeit die höchste Abgabenlast zu tragen hat. 92 % der Deutschen ( in Ö ist’s ähnlich ) sind für die Energiewende, doch unser herrschendes System pflegt den Profit und nicht das Klima. Wenn wir das gar nicht wollen, warum nur lassen wir uns das alles gefallen? Ich kenne auch niemanden, der sagt, es sei egal, dass in den letzten 20 Jahren 75 % der Insekten und 40 % der Feldvögel verschwunden sind, die Bienen in Gefahr sind, Tiere in der Massentierhaltung leiden, die Eschen sterben und die Wetterkapriolen uns zunehmend beunruhigen. Warum nur lassen wir das zu, wenn wir es gar nicht wollen? Selbst bei dem Streitthema Flüchtlinge bin ich mir sicher, dass die große Mehrheit der Bevölkerung, trotz aller Hetze, einen Sinn für Barmherzigkeit hat.

Apropos Flüchtlinge – in diesem BRENNSTOFF findet ihr auf den Seiten 11 ff eine aufrüttelnde Rede von Milo Rau über den mörderischen Wahnsinn im Kongo. Dort geht es um Coltan (wir brauchen es für die Handys) und um Gold. Der Krieg um diese Bodenschätze hat in den letzten 20 Jahren mehr als 7 Millionen Menschen das Leben gekostet. Den Menschen in den Kriegsgebieten bleibt oft nur die Flucht.

Aber Hand aufs Herz, die meisten Flüchtlinge wären keine und würden nicht unter unmenschlichen Anstrengungen den Weg nach Europa wagen, wenn sie daheim in Frieden leben könnten. Drum heißt es Fluchtursachen bekämpfen und den Drahtziehern dieser schrecklichen Kriege den Prozess zu machen. Denn die meisten von ihnen sitzen bei uns im Komfort statt hinter Gittern.

Und doch nähren diese Ungerechtigkeiten und Gemeinheiten den Willen zur Veränderung, die Bereitschaft zum Wandel und die Entschlossenheit zum Umsturz, denn ohne Zweifel ist es Not-wendend, von diesem zerstörerischen System zu lassen, bevor es uns zerstört.

Dieses System ist schlau organisiert. Wir sind darin gefangen als Sklaven des Konsums und des Profits. Sklaverei ist nicht lustig, und doch hält uns das Geld mit allen möglichen Tricks bei der Stange, auch wenn wir schon längst müde sind, dem Falschen zu dienen.

Aus dieser Sklaverei herauszukommen ist nicht leicht. Es braucht einen starken Willen und die Überzeugung, dass nicht das Geld, sondern Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit die Werte sind, für die es sich zu leben und zu sterben lohnt.

Das meint im Ernst
Heini Staudinger

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