Editorial Brennstoff Nr. 49
Editorial Brennstoff Nr. 49
Brennstoff Nr. 49 | Heini Staudinger | 13.02.2024 | 3 Minuten

Liebe Freundinnnen, Liebe Freunde,

»Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen UND dem Mammon.« (Matthäus 6, 24). Ich weiß, Texte aus der Bibel sind in unserer Konsumgesellschaft nicht sonderlich gefragt. Manche reagieren richtig allergisch. Drum eine Bitte: bitte folgt diesen Gedanken ein Weilchen. Ich finde, sie sind es wert.

Der Mammon, der Konsum, ist der moderne Gott. Er spielt in unserer modernen Welt die Hauptrolle. Und doch spüren wir es alle: er erfüllt unser Leben nicht. Er gibt keine Antwort auf die tieferen Fragen des Menschseins. In entscheidenden Momenten lässt er uns allein.

Meister Eckehart, der große deutsche Mystiker, meinte, Gott ist das Sein, Gott ist die Gerechtigkeit, Gott ist die Wahrheit, Gott ist die Liebe ... und gleichzeitig sagt er, Gott gibt es gar nicht, es sei denn, er lebt IN DIR.

Nun stelle man sich vor, die Suche nach Gott wäre dasselbe wie die Suche nach Gerechtigkeit, die Suche nach Wahrheit, nach Liebe, nach dem Sein und dem Leben selbst und diese Suche stünde ganz und gar im Zentrum unseres Strebens. Streben – schon wieder ein unmodernes Wort, aber ihr wisst, was ich meine. Wir haben Sehnsucht nach all diesen wirklichen Werten, aber im Alltag lassen wir uns fressen von den sogenannten Sachzwängen und vom Mammon. Denn oft genug ist der Mammon der Chef dieser Zwänge.

Meister Eckehart sagt auch, dass uns gleich mit der Geburt ein Gespür für diese großen Werte ins Herz gelegt worden ist. Alle kennen die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Liebe ... ich bin überzeugt, dass selbst der größte Ganove manchmal – vor dem Einschlafen – nagend – den Unterschied zwischen Betrug und Gerechtigkeit spürt. Außerdem glaube ich, dass wir in der Tiefe unseres Herzens auch ein Gespür für die Wahrheit haben und, wenn wir nur wollen, sehr genau zwischen Blödsinn und Sinn unterscheiden können. Sokrates meinte, seine innere Stimme sage ihm nicht genau, was die Wahrheit sei, aber sie warne ihn in entscheidenden Augenblicken vor allerlei Blödheiten.

Ich weiß, im Getöse der Konsumgesellschaft ist es nicht so leicht, diese innere Stimme zu hören. Dort regiert der Mammon. Und doch macht es Sinn, die Not-wendende Stille zu suchen und auf die innere Stimme zu horchen, denn nicht der Mammon, sondern nur das echte Leben macht Freude. Dem Lebendigen zu dienen macht Sinn.

Das meint im Ernst
Heini Staudinger

P. S. Noch eine ganz profane Bitte: die Brennstoff-Zustellung ist, so meinen wir, oft mangelhaft. Bitte nimm dir Zeit und schreib uns, wann genau dieser Brennstoff bei dir zugestellt wurde. Name, Adresse, Datum ... bitte an: kommunikation@gea.at – Danke für’s Mithelfen. Herzlichst, Hein

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