Öko- und Klimadebatten bleiben oft in hohem Maße abstrakt. Sie sprechen die Gefühle der Menschen nicht an, ihre Liebe zu Tieren, Pflanzen, Erde und Wasser und die Trauer über ihr absehbares Sterben. Ökologisches Denken und Fühlen verändert sich grundlegend, wenn wir zu erkennen beginnen, dass wir von Naturphänomenen "da draußen" nicht getrennt sind. Dass die Natur vielmehr etwas wie unser erweitertes Selbst ist. Uns selbst würden wir nicht willentlich verletzen, würden wir vielmehr als schützenswert betrachten. Eine mystische Welthaltung könnte so auf direkterem Weg zum Widerstand gegen jene Kräfte führen, die die Harmonie des Ganzen aufgrund einer verqueren Profitlogik zerstören wollen. Eine solche Philosophie vertrat Ende des 20. Jahrhunderts die Tiefen-Ökologie. Sie betrachtet - mit ihrer Pionierin Joanna Macy - "die Welt als Geliebte". Eine liebevolle Rückbesinnung auf die grundlegende Einheit allen Lebens könnte der Ökobewegung neuen Schwung verleihen.
Die Tiefen-Ökologie, Roland Rottenfußer, aus dem Buch Die Öko-Katastrophe
Dummheit ist vielleicht verzeihlich - die Fakten zu kennen und sie zu ignorieren ist es nicht. Firmen wie Shell, Exxon gaben in den 1980er Jahren Studien zu den Risiken des Klimawandels in Auftrag. Die Studien sagten voraus, was heute offensichtlich ist: Eine kontinuierliche und drastische Erwärmung und katastrophale Folgen für uns alle. Die Vorstände der Energie-Konzerne weigerten sich jedoch, die daraus folgenden Maßnahmen zu ergreifen. Ihnen war das Hemd näher als der Rock, kurzfristige Profite schienen wichtiger als das Überleben der Menshheit. Anstatt sich zu schämen, entsendet die Fraktion der Leugner jedoch bis heute Influencer in die Foren und Talkshows und versucht so, Zweifel zu schüren und wirksame Maßnahmen zu verzögern.
Peter H. Krassmann , Die Öko-Katastrophe, Jens Wernicke und Dirk Pohlmann (Hrsg.), Rubikon Verlag