Das Große bleibt groß nicht ...
Das Große bleibt groß nicht ...
Brennstoff Nr. 66 | Heini Staudinger | 23.01.2024 | 3 Minuten

Es liegen drei Kaiser begraben in Prag

Lied von der Moldau

Am Grunde der Moldau wandern die Steine
Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden,
dann kommt schon der Tag.

Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.

Zufällig habe ich im Radio eine Sendung erwischt, in der dieses Brecht Gedicht vorgetragen wurde. Es erreichte mich punktgenau in einem Zustand, wo ich völlig „erschlagen“ war von Kriegs-, Flucht-, Klima- und tausend anderen schlechten Nachrichten. „Erschlagen“ auch von der wachsenden Perfektion moderner Propaganda. Die Giganten, sowohl der Werbung als auch der Propaganda, werden immer „besser“. Sie dominieren alles. Sie dominieren auch das Lebensgefühl der „Massen“ und schaffen es, Andersdenkende suspekt erscheinen zu lassen oder sie - bei Bedarf - ruckzuck zu versenken.

Yanis Varoufakis, er war 2015 Finanzminister in Griechenland, kommentiert die Situation so: „Verhaltensbeeinflussung ist so alt wie Rhetorik, Predigten und Werbung. Doch bis zum Aufkommen von BigTech konnten nur andere Menschen das Verhalten von Menschen beeinflussen: Redner, Priester, Werbeleute. Heute sind es Maschinen - unter Einsatz von KI (künstlicher Intelligenz) -, die das Verhalten steuern, beeinflussen und verändern.“

Es ist gespenstisch, wie Maschinen, Algorithmen und Künstliche Intelligenz „entscheiden“, mit welchen Informationen wir „versorgt“ werden. Varoufakis meint weiter: „Wer das Cloud-Kapital*** kontrolliert, schnappt sich den Mehrwert der Welt.“

Es ist rundherum spürbar, wie die Zahl derer, die mit Besorgnis auf diese Entwicklung schauen, rapid im Wachsen ist. Sie (diese Maschinen, diese Cloud ...) „produzieren“ Angst, wenn sie´s brauchen, sie „produzieren“ ein widerliches Bravsein, wo sich viele ihre Meinung kaum mehr zu sagen trauen, um nicht verstoßen zu werden. Denn dafür gibt es etliche moderne Werkzeuge ... Shitstorm ... Diffamierung ... Jobverlust, und mehr und ähnliches.

Varoufakis bleibt streng und klar. Er meint, das Ende der Macht des Kapitals (auch des Cloud-Kapitals***) sei nichts weniger als die Voraussetzung für das Überleben unserer Spezies. Er ergänzt: „So einfach ist das.“

Ich weiß, die meisten von uns denken, soo einfach wird das nicht. Doch dann fallen mir wieder die drei Kaiser aus dem Brechtgedicht ein und da denke ich mir „wer bin ich, dass ich sagen könnte, es gäbe keine Hoffnung mehr.“ Yanis Varoufakis sagt dazu ganz lapidar: „Die Idee das Kapital zu entmachen ist auch nicht unrealistischer als seinerzeit die Idee des allgemeinen Wahlrechts oder die Entmachtung der Aristokratie.“ Also, wir wollen nicht unrealistisch sein. Lasst uns wacker daran arbeiten, die Voraussetzungen für das Überleben unserer Spezies zu verbessern .....

Der Logik des Geldes ist es völlig wurscht, wenn Mutter Erde kaputt geht. Ach, falsch, - die Erde geht nicht kaputt, aber ob sie für Menschen bewohnbar bleibt, das steht auf dem Spiel. Es gibt Leute, die wollen von der CO2 Problematik nichts mehr hören. Doch dann frage ich, - Mikroplastik im Meer? Agrogifte im Trinkwasser? Glyphosat im Urin? Müllberge über Müllberge, und was uns besonders lästig ist, verschiffen wir nach Afrika.Es lebe das Leben.

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