Alle Wege führen nach ... innen
Alle Wege führen nach ... innen
Brennstoff Nr. 62 | Heini Staudinger | 24.01.2024 | 3 Minuten

Das Wichtigste im Leben ist das Leben.

Oh ja, unsere Reise mit den Mopeds war vielleicht ein bisschen verrückt, und doch war sie ein wunderbares Erlebnis, auch wenn jeden Tag irgendetwas kaputtging. Das eine Mal riss die Kette, das andere Mal war der Vergaser vom Sandstaub verstopft und immer wieder ein Patschen, ein Loch im Reifen. Ein besonderes Erlebnis waren vierzehn Patschen an einem Tag - die Dornen, oft unterm Sand ver- steckt, durchstechen solche Reifen wie nix.

Das Loch suchen und finden, aber ohne Wasser. Loch flicken, Reifen montieren und weiter geht´s. Oder: die Mopeds waren zu schwach für sandige Pisten, - das hieß, - 1. Gang Vollgas und daneben herrennen, denn mit unserem Körpergewicht hatten die Mopeds keine Chance durch den Sand zu kommen ... in Summe rannten wir auf diese Weise mindestens 50 Kilometer. Die Wüste Sahara ist eine strenge Lehrmeisterin. Denn dort macht es absolut keinen Sinn zu fragen: sollen wir das Loch jetzt flicken oder nicht? oder: sollen wir jetzt rennen oder nicht? ... hab ich Lust im Sandsturm zu fahren oder ...? Die Antwort ist immer einfach: Frag nicht. Tu´s.

Von Nord-Afrika bis Zentral-Afrika sahen wir viereinhalb Monate keinen Regen. In Bangui kam dann der Regen. Uns aber fehlte ein Regenschutz. Reinhold ging zum Markt und kaufte dort ein billiges Plastiktischtuch, schnitt für den Kopf ein Loch hinein und mit einer Schnur gurtete er dieses Tischtuch zu einem „modischen“ Regenmantel. Nun konnte der Regen kommen. So fuhren wir weiter in den Kongo, damals Zaire. Irgendwann sah ich Reinhold nicht mehr im Rückspiegel. Ich drehte um, fuhr zurück und fand Reinhold weinend im Straßengraben. Er ist gestürzt.

Gott sei Dank war er nicht schwerer verletzt, denn er hatte irrsinniges Glück, - sein Regenmantel, das Tischtuch also, verfing sich in der Antriebskette und riss ihn rücklings vom Moped. Unzählige Leute umringten ihn, halfen ihm, ums- orgten ihn und wir konnten weiterfahren. Nur noch wenige tausend Kilometer bis zum Ziel.

Reinhold, ich werde dir mein ganzes Leben lang dankbar sein, dass du damals (1972) die Idee hattest, mit dem Studieren aufzuhören und stattdessen nach Afrika zu fahren. Seit deinem Tod 1980 vermisse ich dich. Ich würde dir sogerne von unseren Afrika Projekten erzählen. Wie gerne würde ich mit dir in so mancher Reiseerinnerung schwelgen. Oh ja, du gehst mir oft ab. Dein Heini

Ps. Udo Lindenberg hat´s so gesagt: „Er ist nicht von uns gegangen. Er ist vor uns gegangen.“ ... tell all my friends I´m coming too ... (aus dem Spiritual „Swing low, sweet chariot)

Pps. Ich betrachte es als ein Glück in meinem Leben, dass ich Helmut Buchegger kennengelernt habe. Helmut fuhr dieselbe Strecke durch die Sahara einige Male mit dem Auto. Es macht eine große Freude mit ihm über unsere Reiseroute zu reden. Im Mai 1973 verfehlten wir uns ganz knapp. Helmut kam wenige Wochen nach uns in Bangui an. Er blieb dann fast 30 Jahre. Wir jedoch fuhren weiter nach Tansania. Es hat fast 50 Jahre lang gedauert, bis wir uns kennengelernt haben. In diesen Jahren hat sich viel getan, - heutzutage ist es nahezu unmöglich diese Strecke durch die Sahara zu fahren. Inshallah.

AFRIKA-SPENDENKONTO
lautend auf: Heinrich Staudinger für Afrika
Kennwort: MENSCHEITSFAMILIE
IBAN: AT18 3241 5000 0000 1370
BIC: RLN WAT WWO WS

ein Artikel von

Teile deine Meinung auf