Afrika hat Pech und das Pech hat viele Namen
Afrika hat Pech und das Pech hat viele Namen
Brennstoff Nr. 48 | Heini Staudinger, Sylvia Kislinger | 13.02.2024 | 4 Minuten

Tausend Tote jeden Tag – 17 Jahre lang. Der Osten vom Kongo gehört zu den schönsten und fruchtbarsten Landstrichen der Welt. Die Leute dort hatten alles. Jetzt haben sie vor allem Pech, denn ihr Boden ist reich an Bodenschätzen. Der Wirtschaftskrieg um diese Bodenschätze, im Besonderen um Coltan, hat bisher sechs Millionen Menschen das Leben gekostet – denn wir brauchen Coltan für unsere Handys. Col tan – Pech für Afrika!

Klimawandel. In weiten Teilen Ostafrikas herrscht zur Zeit bittere Dürre. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft und von der Viehzucht. Ohne Regen gibt der Boden nichts her, ohne Weiden verenden die Tiere. In Kenya z. B. ist mehr als die Hälfte des Viehbestandes zugrunde gegangen. So kommt die Hungersnot … Warum bestraft der Klimawandel die, die ihn am wenigsten verursacht haben? Klimawandel – Pech für Afrika!

Zehn Cent die Stunde. Die Chinesen machen 60 % aller Schuhe auf der Welt (zwölf Milliarden Paa re). China wird nun immer teurer. Äthiopien ist verlässlich billig. Während die einen für zehn! Cent (0,10 Euro) die Stunde arbeiten, hängen junge Arbeitslose in Addis Abeba sinnlos herum und schauen sich im Smartphone an, wie dekadent wir leben. Noch etwas finden sie im Smartphone ganz easy – die »Wanderroute« nach Europa. Das Globale Wirtschaftssystem – Pech für Afrika!

Euro-Tomaten und ... 80 % der Tomaten am Gemüsemarkt in Senegal kommen aus Europa – Pech für die dort lebenden Bauern. Fischereikonzerne fischen die Meere entlang der afrikanischen Küsten leer – Pech für die kleinen, einheimischen Fischer. Zehn internationale Konzerne beuten Afrikas Bodenschätze aus. Der Profit f ließt statt zu den Menschen in Afrika in Konzernzentralen und in dunkle Kanäle. EU subventionierte Landwirtschaft – Pech für Afrika.

Das Pech hat einen gemeinsamen Nenner – Ungerech tigkeit und Gier. Seit 1973 fühle ich mich Afrika in Dankbarkeit verbunden. Auf meiner Reise mit dem Moped durch Afrika habe ich gelernt, dass es im Leben nichts Wichtigeres gibt als das Leben. Bei uns hat man oft das Gefühl, als wäre das Wichtigste im Leben das Geld, das Auto, das Haus oder die Wohnung und dann natürlich die Kinder; und wenn die Kinder diese Reihenfolge begreifen, dann sind alle zufrieden. Nein. Das Wichtigste im Leben ist das Leben selbst. Das begriffen zu haben – dafür will ich dem Leben bis zum Sterben danken.

Natürlich sollen wir spenden. Vor allem dann, wenn wir (mehr als) genug haben. Angesichts der irren Not können wir in unserer Rat- und Hilflosigkeit mit Spenden wenigstens ein Zeichen der Verbundenheit setzen.

Bei meinen Vorträgen sage ich immer, dass ich von meiner Arbeit leben könne, drum brauche ich keine Gage. Es würde mich aber freuen, wenn sie (die Zuhörer) etwas ins Afrika-»Kistl« werfen würden. Letzte Woche war ich auf Tournee. In Summe kamen mehr als zehntausend Euro für Afrika zusammen. In einem dieser Vorträge habe ich über die Banken geschimpft (ohne Zweifel gibt es dort auch nette und anständige Leute), über die FMA (Finanzmarktaufsicht) und auch über die Bankenrettung (wäre die Erde eine Bank, sie würde gerettet werden). Anschließend gab mir ein Bankdirektor aus seiner Brieftasche 1000 Euro »für Afrika«. Er wolle ein Zeichen der Verbundenheit setzen – von Mensch zu Mensch. Die große Not in Afrika können wir so natürlich nicht besiegen. Wir können aber in manchen – der Gemeinschaft dienenden – Projekten helfen und dort und da die Not lindern:

Kamele gegen die Not in den Zeiten der Dürre. Kamele geben in Zeiten der Dürre noch immer zehn Liter Milch am Tag. So wird jedes Kamel zur Lebensversiche rung für eine relativ große Familie.

Books for trees. Es war die Idee von Bernhard Wagenknecht, er ist Lehrer an der Gartenbauschule Schönbrunn, die Wiederaufforstung in Afrika zu unterstützen. Schüler pf legen in der Schule die jungen Bäumchen so lange, bis diese stark genug sind, die Verpflanzung in ihre Heimatdörfer auszuhalten. Sylvi und ich waren dort. Alle – die Schüler, die Lehrer, die Eltern – arbeiten mit. Das Projekt ist supererfolgreich. Die »Früchte« unserer Aktion, nämlich die vielen Bäume, sieht man sogar schon in Google Earth. Für diesen Dienst an Mutter Erde bekommen die Schüler die Schulbücher gratis.

Sauberes Wasser. Vor nicht langer Zeit kamen 10.000 Euro auf unser Afrika Konto. Wir dachten, das müssen reiche(re) Leute sein. Wir haben uns kräftig getäuscht. Es waren ältere, bescheidene Leute. Sie sagten, sie wollten aus Dankbarkeit, dass sie ihr ganzes Leben lang sauberes Wasser hatten, einen Brunnen stiften. Der Brunnen wird demnächst fertiggestellt werden. Er wird den Gemüsegärten und »unserem« Aufforstungs- pro gramm dienen. Danke. Vergelt’s Gott.

AFRIKA-SPENDENKONTO lautend auf Heinrich Staudinger für Afrika
Kennwort: brennstoff 48
Konto-Nr. 1.370, Raika 32415
IBAN AT18 3241 5000 0000 1370
BIC RLN WAT WWO WS

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ein Artikel von

Heini Staudinger, Sylvia Kislinger

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