In Wirklichkeit sind wir alle frei. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, unser Recht auszuüben.
—Tom Hodgkinson
Null Toleranz für Selbstentmächtigung
Unpolitisch = Unfrei! Alle heute maßgeblichen und »politischen« Bewegungen innerhalb der westlichen Zivilisation haben ein Ziel gemeinsam: die Privatisierung der Öffentlichkeit. Dabei lassen sich unterscheiden:
1. Die »Linken«, welche schon lange die ökonomische Basis links liegen lassen und ihre Themen nur noch dem soziokulturellen »Überbau« entnehmen: Emanzipation sexuell diskriminierter Bevölkerungsgruppen, Xenophilie, nivellierende Bildungspolitik; um die Themenführerschaft in dieser verknappten Diskurs-Landschaft streiten sich Sozialdemokraten und »Grüne«. Die einstmals Grünen haben ihre ursprüngliche Motivation, nämlich die politische Ökonomie der Roten durch eine kraftvolle politische Ökologie zu ergänzen, längst aus den Augen verloren. Die »Linken« kennen nur noch Gesellschaft; Gemeinschaft ist tabu.
2. Die »Rechten«, welche in der Überbau-Debatte die linken Themen mit umgekehrten Vorzeichen vertreten: Diskriminierung sexueller Minderheiten, implizite Abwertung der Frauen (mit dem billigen Trick, gerade Frauen an die Spitze zu holen, welche mit antifeministischen Spitzen glänzen), Xenophobie (= bedingungsloses Schüren instinktiver Fremdenfurcht), streng hierarchische Bildungspolitik, mit dem erklärten Ziel, kulturell oder wirtschaftlich Missliebige dumm zu halten. Die »Rechten« beschwören die Magie der Gemeinschaft und verabscheuen gesellschaftliche Überlegungen.
3. Die sogenannten »Neoliberalen«, welche besser Paläokapitalisten heißen sollten; sie bilden im infokratischen Umfeld einerseits kleine Interessenscluster, genannt »Eliten«, deren Mitglieder sich keineswegs durch besondere für die Gesellschaft segensreiche Begabungen auszeichnen, vielmehr ausschließlich nach monetär-elitären Kriterien ausgesiebt werden; diese »Neoliberalen« sind darüber hinaus die Puppenspieler in den genannten »lin-ken« bzw. »rechten« Soziotopen. Ziel des Neoliberalismus: Darauf zu achten, dass die »öffentliche« Diskussion immer nur um Überbau-Themen kreist; nie das reale Machtgefälle streift.
Diese Paläokapitalisten stellen die treibende Kraft für eine Entpolitisierung = Privatisierung der Öffentlichkeit dar. Ihr Ziel ist das Monopol auf politisches Denken überhaupt. Für die monetäre Elite zählt Geldherrschaft und sonst nichts. Ihr verdecktes Handeln kann als einziges mit Recht »politisch« genannt werden, weil es die Wurzeln der ökonomischen Basis angreift – wenn auch mit Bedacht verdeckt! Ziel bleibt die zunehmende ökonomische Freiheitsberaubung aller Minderprivilegierten.

Seite aus BRENNSTOFF 51
TEXT Jean-Paul Sartre, Wir müssen unsere eigenen Werte schaffen. Ein Playboy-Interview über philosophische und literarische Fragen, 1965
Aus: Sartre über Sartre. Aufsätze und Interviews 1940–1976
KOMPOSITION Moreau
Social Bondage. Uns wurde – von »links« wie »rechts« – eingebläut, dass wir in unserem eigenen Leben nichts zu melden haben … Dass die »Vorsehung« oder »Vorbestimmung«; die Eltern oder die »Gesellschaft«; das »Blut« oder die »Gene«; oder einfach die Situation, in welche jede(r) geworfen ist – von wem eigentlich? – die Partitur darstellt, nach welcher wir zu singen haben … Leute, welche dieser Sekte anhängen, nenne ich alle gleich, egal ob sie nun die »völkische« oder »fortschrittliche« Variante gewählt haben. Ich nenne sie Deterministen. Die freiwillig Vorherbestimmten…
Wir müssen uns die Freiheit nicht erkämpfen. Wir verfügen bereits über sie. Und wer aus diesem Wissen handelt, verhält sich bereits politisch. Die sogenannten »Politiker« wurden ja vom Kapital angestellt, um die Bevölkerung zu entpolitisieren. »Politisch« bleibt der Kampf um Ressourcen. Die Verfügung über Ressourcen heißt »Macht«. Um von der Machtfrage abzulenken, spielen die politischen Lager andauerende Freundschafts-Matches – Überbau-Monopoly. Während die Hardliner-»Liberalen« die Oberliga dominieren. Sie lassen uns lauter blödsinnige Fragen über das »Wesen« des »Menschen« stellen.
Was ist dieses Abstractum, der »Mensch«? Das animal rationale? Ein Spielball ökonomischer »Kräfte«? Das Element einer politischen »Klasse«? Oder einer aus Blut und Boden zusammengeklumpten »Rasse«? Sind wir, wie der Papst des Atheismus, Richard Dawkins, verkündet, nur DNA-Behälter, mittels welcher sich »egoistische Gene« replizieren? Oder sind wir Wesen – auch die sogenannte »Esoterik« hat längst ihre entpolitisierenden Metastasen überall hin gestreut – welche unzählige »Kalpas« hindurch immer wieder überzogene Kredite bei einer Art kosmischen Weltbank aufnehmen müssen, Karma genannt, eine ethische Schuldenlast, welche erst in astronomischen Zeitläuften getilgt werden kann, da wir fast alle dauernd in die ethische Schuldfalle rutschen …
Es gab vor geraumer Zeit einen Franzosen, der nach-wies, dass wir eines sind: Pure Freiheiten, welche ihren Bedingungen nur ausgeliefert bleiben, wenn wir an sie glauben; da war auch seine Gefährtin, die mit einem zweiten epochalen Buch diese Wahrheit weiter untermauerte. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir.
Was ist der Mensch, dass er seiner nie gedenkt? Das Geschöpf, dessen Dasein dem Irgendwie-Sein vorausgeht, dessen Existenz seiner Essenz vorausgeht! Absolut frei … Aber ist das nicht Unsinn? Bist du wirklich absolut frei? Probier es. Nicht erst morgen … in ein paar Stunden – SOFORT!